Full text: Das Vaterland (4 = 5. u. 6. Schulj)

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Der Fürst winkte; einer aus dem Gefolge sprang nach dem 
Hofe und trug eine Waffe aus Eichenholz herzu, vom Griffe nach 
rückwärts gekrümmt, vorn mit scharfer Schneide. Die Keule ging 
von Hand zu Hand, lachend wogen die Männer das leichte Werk¬ 
zeug. „Eine Waffe, dieser ähnlich, trägt unser Sauhirt, um Wölfe 
zu schlagen“, rief Theodulf verächtlich; aber Isanbart, fler Greis, 
entgegnete strafend: „Du sprichst thöricht, ich sah von solchem 
Holze, nicht so schwer als dies, einen Schädel brechen wie 
einen Thonkrug.“ Und er legte die Keule dem Wirt in 
die Hand. 
„Wer jemals in den Ostmarken über eine Walstatt geritten 
ist“, sprach der Fürst, „der kennt die Wunden, welche dieser 
Knorren schlägt. Doch von alten Kriegern habe ich gehört, dass 
ein Geheimnis in dem Holze liegt und dass man schwer des 
Wurfes mächtig wird, denn tückisch soll es dem Unvorsichtigen 
das eigene Haupt treffen. Nicht unwert ist dieses Holz der Hand 
eines Edlen, denn es war vor Zeiten eines Königs Waffe, nnd 
mein Vater brachte sie aus der Fremde heim.“ 
„Drum soll sie ihre Kunst dem Sohne erweisen“, rief Ingo 
freudig und fasste darnach. Mit kurzem Armschwunge warf er die 
Keule, sie flog in krausem Bogen durch die Luft; doch als alle 
meinten, dass sie zu Boden schlagen würde, fuhr sie wie durch 
eine Schnur gezogen wieder nach dem Manne zurück, er packte 
sie in der Luft am Griffe und warf sie wieder hierhin und dahin, 
immer schneller und immer kehrte sie gehorsam vom Schwünge 
in seine Hand zurück. So mühelos und lustig schien das Spiel mit 
dem Eichenkloben, dass die Zuschauer näher traten und lautes 
Gelächter durch den Kreis ging. 
„Das ist ein Gaukelspiel des fahrenden Mannes“, rief Theo¬ 
dulf verachtend. 
„Es ist eines Mannes Handwehr“, versetzte der Fremde ent¬ 
gegen, „schwerlich ist dein Schädel fester als diese Eisenkappe.“ 
Er sprach zu Wolf, und dieser legte in Weite eines Speerwurfs 
einen alten Eisenhelm auf einen Pfahl. Der Fremde mafs das 
Ziel, wog die Waffe in schwingender Hand, warf sie im Bogen 
nach dem Helme und sprang in gewaltigem Satze nach. Laut 
krachte das berstende Metall, und doch fuhr die Keule wieder 
zurück, und wieder packte sie Ingo mit starker Hand und hielt 
sie hoch. Ein Ruf des Erstaunens scholl in dem Ringe, ein 
Haufe sammelte sich neugierig um den zerschlagenen Helm. 
„Wohlan“, begann Theodulf herablassend, „hast du uns deine 
Gewohnheit gezeigt, so versuch es auch mit unserm Brauch. Führt 
den Springern die Rosse heran!“ 
Zuerst wurden zwei Rosse neben einander gestellt, Kopf an 
Kopf nnd Schweif an Schweif. Die Springer traten zurück und 
schwangen sich mit kurzem Anlaufe hinüber; fast allen glückte der
	        
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