16
Der Fürst winkte; einer aus dem Gefolge sprang nach dem
Hofe und trug eine Waffe aus Eichenholz herzu, vom Griffe nach
rückwärts gekrümmt, vorn mit scharfer Schneide. Die Keule ging
von Hand zu Hand, lachend wogen die Männer das leichte Werk¬
zeug. „Eine Waffe, dieser ähnlich, trägt unser Sauhirt, um Wölfe
zu schlagen“, rief Theodulf verächtlich; aber Isanbart, fler Greis,
entgegnete strafend: „Du sprichst thöricht, ich sah von solchem
Holze, nicht so schwer als dies, einen Schädel brechen wie
einen Thonkrug.“ Und er legte die Keule dem Wirt in
die Hand.
„Wer jemals in den Ostmarken über eine Walstatt geritten
ist“, sprach der Fürst, „der kennt die Wunden, welche dieser
Knorren schlägt. Doch von alten Kriegern habe ich gehört, dass
ein Geheimnis in dem Holze liegt und dass man schwer des
Wurfes mächtig wird, denn tückisch soll es dem Unvorsichtigen
das eigene Haupt treffen. Nicht unwert ist dieses Holz der Hand
eines Edlen, denn es war vor Zeiten eines Königs Waffe, nnd
mein Vater brachte sie aus der Fremde heim.“
„Drum soll sie ihre Kunst dem Sohne erweisen“, rief Ingo
freudig und fasste darnach. Mit kurzem Armschwunge warf er die
Keule, sie flog in krausem Bogen durch die Luft; doch als alle
meinten, dass sie zu Boden schlagen würde, fuhr sie wie durch
eine Schnur gezogen wieder nach dem Manne zurück, er packte
sie in der Luft am Griffe und warf sie wieder hierhin und dahin,
immer schneller und immer kehrte sie gehorsam vom Schwünge
in seine Hand zurück. So mühelos und lustig schien das Spiel mit
dem Eichenkloben, dass die Zuschauer näher traten und lautes
Gelächter durch den Kreis ging.
„Das ist ein Gaukelspiel des fahrenden Mannes“, rief Theo¬
dulf verachtend.
„Es ist eines Mannes Handwehr“, versetzte der Fremde ent¬
gegen, „schwerlich ist dein Schädel fester als diese Eisenkappe.“
Er sprach zu Wolf, und dieser legte in Weite eines Speerwurfs
einen alten Eisenhelm auf einen Pfahl. Der Fremde mafs das
Ziel, wog die Waffe in schwingender Hand, warf sie im Bogen
nach dem Helme und sprang in gewaltigem Satze nach. Laut
krachte das berstende Metall, und doch fuhr die Keule wieder
zurück, und wieder packte sie Ingo mit starker Hand und hielt
sie hoch. Ein Ruf des Erstaunens scholl in dem Ringe, ein
Haufe sammelte sich neugierig um den zerschlagenen Helm.
„Wohlan“, begann Theodulf herablassend, „hast du uns deine
Gewohnheit gezeigt, so versuch es auch mit unserm Brauch. Führt
den Springern die Rosse heran!“
Zuerst wurden zwei Rosse neben einander gestellt, Kopf an
Kopf nnd Schweif an Schweif. Die Springer traten zurück und
schwangen sich mit kurzem Anlaufe hinüber; fast allen glückte der