VII. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
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von slavischen Stämmen, als Obotriten, Milzen, Wenden, Sorben u. a.
eingenonimen, welche sich selbst über die Elbe hinaus bis an die Saale
und weiter verbreiteten. Sie waren ein fleißiges, im Ackerbau und selbst
in den Handwerken nicht ungeübtes Volk. Ihr Hauptort in diesen Gegen¬
den Brannibor oder Brennibor (an der Havel) ist das heutige Branden¬
burg, welches dem Lande seinen Namen gegeben hat. Schon Karl der
Große suchte sie zu unterjochen und ;um Christenthum zu zwingen: doch
gelang es ihm nur, einen Theil der am linken Ufer der Elbe, in der
jetzigen Altmark, wohnenden Slaven zu bezwingen, und um diese Grenze
zu bewachen, ward hier die Markgrafschaft Nordsachsen oder die wendische
Mark, später die Markgrafschaft Soltwedel (Salzwedel) angelegt. Kaiser
Heinrich I. und Otto I. drangen mehrere Asale über die Elbe vor, er¬
oberten Brannibor und legten zur Verbreittlng des Christenthums in diesen
Gegenden die Bisthümer Brandenburg und Havelberg an. Die Eroberung
der Marken bis an die Oder ward indeß erst um die Mitte des 12. Jahr¬
hunderts durch Albrecht den Bären aus dem Hause Askanien, den Stamm¬
vater des jetzigen anhaltischen Hauses, vollendet, welcher auch zuerst den
Namen eines Markgrafen von Brandenburg annahm. Seine Nachfolger,
die Markgrafen aus diesem Hause, erweiterten ihre Besitzungen ansehnlich
durch die Neumark, einen Theil von Pommern und Pommerellen (einen
Theil von Westprenßen), die Lausitz und bedeutende Theile des jetzigen
Sachsen. Mit ihrem Aussterben im 14. Jahrhundert erlosch der Glanz
dieses neuen Staates, viele Provinzen wurden von den Nachbarn an sich
gerissen und wilde Fehden zerrütteten das Innere. So blieb der Zustand
der Mark Brandenburg unter den Fürsten aus dem baierschen und luxem¬
burgischen Hause, bis endlich das noch jetzt herrschende Haus Hohenzollern
deu Frieden und die Ordnung wiederherstellte. Der luxemburgische Kaiser
Sigismund war dem Burggrafen von Nürnberg, Friedrich VI., bedeutende
Summen schuldig und überließ ihm endlich 1415 die Mark Brandenburg
nebst der Kurwürde gegen eine Schuldsorderung von 400,000 Goldgülden
(ettva Ducaten), eine für die damalige Zeit und den traurigen Zustand
der Mark nicht unbedeutende Summe. Die feierliche Belehnung geschah
auf dem berühmten Concil zu Costnitz. Das Haus Zollern oder Hohen-
zollern stammt von dem Bergschlosse dieses Namens in Schwaben her; der
älteste bekannte Stammherr des Geschlechts ist Graf Thassilo, welcher um
das Jahr 800 starb. Seine Nachkommen theilten sich in zwei Linien:
von der einen stammen die jetzt nicht mehr regierenden Fürsten von Hohen¬
zollern, von der anderen das königliche Haus in Preußen. Diese jetzt
preußische Linie hatte im Mittelatter große Besitzungen in Franken, Anspach
und Baireuth, auch das erbliche Burggrafthum Nürnberg erworben, als
es mit Friedrich, nun Friedrich I., zur Kurwürde in Brandenburg erhoben
wurde. Wenige fürstliche Häuser mögen sich einer solchen Reihe löblicher,
theils selbst ausgezeichneter Regenten rühmen, als das hohenzollernsche.
Die Nachfolger Friedrichs waren unablässig bemüht, die Fehden im Innern
zu dämpfen und den gesunkenen Wohlstand des Landes zu heben; auch er¬
warben sie die Nelimark und Theile der Lausitz wieder; die fränkischen
Länder aber fielen, bei inehreren Erbtheilungen einer Seitenlinie zu, welche
erst 1791 erlosch. Unter Joachim I., einem die Wissenschaften liebenden