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und begrüßten ihn als Herzog. Dieser ließ dann das Aufgebot zur
allgemeinen Bewaffnung, den Heerbann, ergehen. Von Hof zu Hof
verkündete es der „Heerpfeil"; die Wehrmänner scharten sich, brachen
auf und holten die Feldzeichen, die in den heiligen Hainen aufgehoben
waren; auf Wagen folgten ihnen die Frauen mit den Kindern.
Auf dem Schlachtfelde reihten sich die Männer eines Geschlechts, die
Gemeinden, die Gaue aneinander, hinter den Kriegern standen die Frauen
auf der Wagenburg. Der Angriff begann mit wildfreudigem Kriegs¬
geschrei und Gesang furchtbaren Ungestüms. Der Kern war das
Fußvolk; die Kecksten davon mischten sich unter die Reiter, hängten
sich an die Mähnen der Rosse und stürmten so, wie im Fluge, mit
voran. Auch zu lebendigen Keilen zusammengedrängt, gingen sie gern
in die Schlacht; da weihten sich die Vordersten dem Tode. Sonst
verstanden sie in den ältesten Zeiten nichts von den feinen Listen der
Kriegskunst; Angriff und Ringen, Mann gegen Mann, galt alles.
Nicht die unwiderstehliche Wut beim Angriff allein — auch ihr An¬
blick selber schreckte den Feind; denn noch furchtbarer machte die
ohnehin riesigen Gestalten ihre Rüstung. Als Helm trugen sie die
Schädelhaut eines Tieres, woran die Hörner und Ohren stehen
geblieben, als Mantel das Fell, dazu einen langen, bemalten Schild,
hinter dem der Mann sich bergen konnte; der nervige Arm schwang
die „Framea", einen Spieß mit gleißender Steinspitze, oder die
lange Lanze, die Axt, die Keule, das Messer (Sachs). Während
die Männer fochten, walteten die Frauen in der Wagenburg, Pfleg¬
ten die Verwundeten, sangen den Ermatteten Mut ein, erdolchten
die Feigen, die zurückflohen, und war alles verloren, so töteten sie
ihre Kinder und sich selbst, um einer verhaßten Knechtschaft zu ent¬
gehen. Siegten die Deutschen, so verteilten sie die Beute und Ge¬
fangenen unter einander, dann zogen sie heim und opferten einen
Teil den Göttern.
3. Eine andere Heerfahrt war die auf Abenteuer. Wenn einem
Helden die Ruhe des Friedens zu lange währte, so berief er die
Rüstigsten des Stammes, daß sie seine Waffenbrüder würden und mit
ihm auszögen auf kecke Abenteuer, auf Sieg, Ruhm und Bente. Da
schwuren sie ihm, immerdar sein Geleite zu sein, und blieben, wo¬
hin er sie führte, wenn's nur ein ehrlich Werk war, in Not und
Tod ihm getreu. Ewige Schande fiel auf den, der seinen Herzog
verließ; und fiel dieser im Kampfe, so mochte ihn kein Waffenbruder-
überleben. Die erste Todsünde war ihnen Treulosigkeit und Wort¬
brüchigkeil. Tacitus erzählt davon fast Unglaubliches; z. B. bei ihren
Mahlzeiten trieben die alten Deutschen auch Würfelspiel mit solcher
Begierde um Gewinn und Verlust, daß sie, wenn alles verloren war,
auf den letzten Wurf ihr höchstes Gut — ihre Freiheit, sich selbst
setzten, und der Verlierende ging dann ruhig in die freiwillige Knecht¬
schaft, ließ sich geduldig binden, als Knecht verkaufen; so standhaft
hielten sie ihr Wort.