Full text: [Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6] (Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6)

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Herr Catulus mit seinem Heere bis an die Etsch. Hier verschanzte 
er sich an beiden Ufern und schlug eine Brücke über den Strom. Da 
rissen die Cimbern wie zum Spiel die stärksten Bäume aus, mit 
Wurzeln und Erdreich daran, warfen sie in den Strom, mächtige Fels¬ 
stücke dazu und zertrümmerten die Brücke. Catulus floh. Die Cimbern 
sonnten sich behaglich im milden Italien und tranken sorglos vom 
süßen welschen Weine. So vergingen der Herbst und Winter, der 
Frühling kam; aber die Kriegsgesellen, die Teutonen, kamen nicht. 
Plötzlich war Marius da. Die Cimbern schickten Gesandte an ihn 
und verlangten Land für sich und ihre Brüder. „Welche Brüder?" 
fragte Marius. — „Die Teutonen!" antworteten sie. — „Denen ist 
schon ein Land angewiesen, welches sie nimmer verlassen werden!" rief 
Marius lachend. Die Gesandten drohten ihm wegen seines Hohnes 
und meinten, die Teutonen würden früh genug da sein. „Meint ihr?" 
erwiderte Marius; „nun ja, sie sind schon da, und es wäre nicht 
hübsch von mir, wenn ich euch ziehen ließe, ohne euch eure Brüder zu 
zeigen." Auf seinen Wink führte man Teutobod und die andern Ge¬ 
fangenen herein. Als die Kunde davon in das Lager der Cimbern 
kam, war jedes Herz voll Wut und Rache. Ihr Herzog ritt vor das 
Lager des Marius und rief um Ort und Zeit zur Schlacht. „Über¬ 
morgen bei Vercellä!" bekam er zur Antwort. 
Am Morgen des dritten Tages — es war im Jahre 101 vor 
Christi Geburt — standen die Cimbern und Römer einander gegen¬ 
über. Die Vorfechter in den ersten Reihen der Cimbern hatten sich 
mit Ketten aneinander geschlossen. Im Frühnebel begann die Schlacht. 
Schon wollten die Römer erliegen, da schwinden plötzlich die Nebet, 
die Sonne blendet die Cimbern, der Wind treibt ihnen die Staub¬ 
wolken ins Gesicht, die ungewohnte Hitze ermattet sie; es entsteht Ver¬ 
wirrung. Jetzt hebt das Würgen an und währt den ganzen Tag. 
Der Führer der Cimbern fällt, und 90 000 Landsleute wurden erschlagen. 
Als alles verloren war, fochten die Weiber noch fort und erdrosselten 
endlich in Verzweiflung ihre Kinder und sich selber. Die treuen Hunde 
verteidigten noch lange die Wagenburg. So erlagen die deutschen 
Stämme; aber lange noch ehrte und scheute das römische Volk das 
deutsche Heldentum. Nach Duller. 
82. Armin, -er Befreier Deutschlands. 
Unter der Regierung des ersten römischen Kaisers Augustus machten 
die Römer große Anstrengungen, Deutschland zu erobern. Mehrere 
Kriegszüge hatten sie schon unternommen, und die Gegenden zwischen
	        
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