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tue nicht so übel an mir und meinem lieben Herrn; verschone meine
Kinder, es sollen alle deine Sachen noch gut werden!" Er aber kehrte
sich an solche sehnliche Bitte der Mutter ganz und gar nicht. Er setzte
Herzog Albrecht auf ein Handroß und eilte mit ihm bei Nacht und
Nebel nach Böhmen zu; die beiden anderen wollten den älteren durch
das Vogtland ins Frankenland bringen. Sie flohen auf verschiedenen
Wegen, damit ein jeder Teil, wenn er ereilt und ergriffen würde, seinen
gefangenen Prinzen nicht eher herausgeben und einen Vertrag annehmen
sollte, es wäre denn dem andern Teile auch Leben und Straflosigkeit
zugesagt.
3. Wie Prinz Albrecht befreit wurde.
Unterdessen ward auf dem Schlosse zu Altenburg ein großes Heulei:
und Wehklagen. Man tat alsbald dem Kurfürsten auf eilender Post
gen Leipzig den Raub zu wissen. Mittlerweile säumten auch die Hof¬
leute nicht, sondern schickten von Stund an in alle Gegenden, ritten
zum Teil selbst aus, ließen den Sturmschlag in allen Städten und
Dörfern angehen, daß das ganze Land davon rege wurde, und ein
Bote folgte immer dem andern auf frischem Fuße, um es der: nächsten
Nachbarn zu melden, so daß also in Eile alle Straßen belegt und be¬
schickt wurden. Kunz hörte das Sturmschlagen hinter sich überall wohl
und sonderlich, da er in die Gegend von Elterlein im Erzgebirge kam.
Aber er gewann rasch das Gehölz über das Kloster Grünhain und
eilte, daß er weiter nach Böhmen zu den Wald bei Wiesenthal erreichte.
Da er nun nicht über eine und eine halbe Meile mehr bis zur Grenze
hatte, schickte es Gott, daß den jungen Herrn ein großer Hunger und
Durst ankam. Er klagte, wenn er nicht Essen oder Trinken hätte, so
müßte er krank werden. Auch besorgte Ku::z selbst, weil er ihn von
Mitternacht bis Mittag auf einem ziemlich hart trabenden Rosse ge¬
führt hatte, es möchte ihm schaden. Deswegen heißt er die anderen
Reiter, fünf an der Zahl, ein wenig voranreiten, einen behält er bei
sich, steigt vom Pferde und will dein jungen Herrn Erdbeeren ab¬
brechen. Indem nun er und der junge Herr Beeren pflücken, kommt
von ungefähr ein Köhler zu ihnen. Dieser sieht, daß Kunz ein Panzer¬
hemd anhat und ein Roß an der Hand führt, auch daß der Knabe
schön, zart und von adliger Gebärde war. Deshalb läßt er sich be-
dünken, es müsse nicht mit Rechten zugehen, und fragt, von wannen
er mit dem Knaben komme und wo er mit ihm hinaus wolle. Darauf
antwortete ihm Kunz, es sei ein böser Bube, welcher seinem Herrn
entlaufen; dem müsse er ihn wieder heimbringen. Wie sie aber ein