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wünschtet woh! selbst, an Fritzens Stelle gewesen zu sein, denn
welcher teutsche Knabe wäre nicht gern ein kleiner Soldat? — aber
das war das Schlimme dabei, daß er, nach seines Vaters Willen,
gar nichts Anderes, als Ererciren und höchstens Commandiren lernen
sollte. Sein Vater glaubte, daß mache einen tüchtigen König allein
«ns. Bei dem Sohne aber zeigte sich schon früh eine große Nei¬
gung zu den Künsten und Wissenschaften, besonders entfaltete Fried¬
rich schöne Talente für die Dicht- und die Tonkunst. Alle diese
schönen Sachen mußte der Kronprinz hinter dem Rücken seines stren¬
gen Vaters treiben, dem indessen des Sohnes entgegengesetzte Nei¬
gungen nicht unbekannt blieben, und der dann oft in Zorn und Acr-
ger ausrief: „Dieser kleine Stutzer wird wohl Alles wieder verder¬
ben, was ich gut gemacht habe!" — Dazu kamen wohl auch noch
Arrest, Fasten und ein Paar kleine Denkzettel, die Friedrich Wil¬
helm mit dem Krückensiocke, welchen er stets bei sich führte, nur gar
zü gern austheilte. Die Spannung und Verschiedenheit der Ansich¬
ten nahmen unter Vater und Sohn immer mehr und mehr überhand,
und man beschuldigt sogar die Umgebungen des Königs, besonders
den östreichischen Gesandten von Seckendorf, daß sie diese unglück¬
selige Feindschaft genährt und unterhalten hätten.
Ja! es ging so weit, daß der König vom Kronprinzen ver¬
langte, er solle seinem jüngeren Bruder die Ansprüche auf Krone
und Nachfolge abtreten, was ihm jedoch Friedrich auf eine so wohl-
bedachte und''energische Weife abschlug, daß sein, deshalb vielleicht
nur noch mehr erbitterter, Vater diesen Wunsch nie wieder in An¬
regung brachte.
Durch diese Forderung aber und durch die, immer mehr über¬
hand nehmende, Gleichgültigkeit seines Vaters gereizt, faßte Fried¬
rich den Entschluß, den königlichen Hof seines Vaters heimlich zu
verlassen und zu seinem tapfern und edlen Oheim Georg 1k., König