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Philipp von Schwaben und Otto IV. §. 32.
indem er den weltlichen dafür Erblichkeit der Reichslehen, den geist¬
lichen Fürsten Verzichtleistung auf den beweglichen Nachlass der
Prälaten zusicherte. Doch der Erzbischof (Adolf) von Köln mit dem
lothringischen und westfälischen Adel, sowie der Papst widersetzten
sich diesem Vorhaben und nur durch das scheinbare Aufgeben des¬
selben erlangte er die Wahl seines zweijährigen Sohnes Friedrich zu
seinem Nachfolger.
Nach der Unterdrückung einer nationalen Empörung der Italiener
zu Gunsten Wilhelm’s III., des Sohnes von Tancred, betrieb er die
Rüstungen zu einem Kreuzzuge, nicht zu kirchlichen Zwecken,
sondern um die deutsche Herrschaft auch im Orient zu begründen,
welche bereits von den Königen von Armenien und von Cypern an¬
erkannt war. Als er auf dem Höhepunkte des Aufschwunges der
kaiserlichen Macht eben seinen Sohn zur Krönung aus Deutschland
erwartete, überraschte ihn der Tod zu Messina.
4. Philipp von Schwaben1), 1198 —1208, und Otto IV.,
1198 — 1212.
Die Folge von Heinrich’s VI. unerwartetem Tode war für
Deutschland ein langwieriger Bürgerkrieg, der es zur Zeit seiner
höchsten politischen und geistigen Entwickelung in Zerrüttung und
Ohnmacht zurückdrängte. Denn die deutschen Fürsten, ohne auf
den (bereits gewählten) Knaben Friedrich weiter Rücksicht zu neh¬
men, trennten sich in Bezug auf eine neue Wahl in zwei Par¬
teien: die Mehrzahl wählte Heinrich’s jüngsten Bruder, den Herzog
Philipp von Schwaben, die den Hohenstaufen feindliche Min¬
derzahl Otto* 2), den jüngsten Sohn Heinrich’s des Löwen (damals
Herzog von Aquitanien und Graf von Poitou), der von seinem Oheim
Richard Löwenherz von England durch reiche Geldmittel unterstützt
wurde. Da Philipp II. von Frankreich mit Richard im Kriege war,
so musste er die Partei des Staufen Philipp ergreifen, so dass der
englisch-französische Krieg (s. §. 35) sich mit dem deutschen Thron¬
streite vermischte.3) Die Entscheidung beider Streitigkeiten nahm
Papst Innocenz III. in Anspruch, welcher statt der (von Heinrich VI.
‘) Abel, H. Fr. 0., König Philipp der Hohenstaufe. 1852. — Winkel¬
mann, Ed., Philipp von Schwaben und Otto IV. 1. ßd. (Philipp von Schwa¬
ben.) 1873.
2) Langerfeldt, G., Kaiser Otto IV. der Welfe. 1872.
3) Scheffer-Boichorst, S. P., Deutschland und Philipp 11. August; in
Forschungen zur deutschen Gesch. 8. Bd. 465 ff.