Full text: Das Vaterland (Schulj. 5 und 6)

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4. Klein Roland, du mein teures Kind, 
nun Ehr' und Liebe mir, 
klein Roland, komm herein geschwind! 
Mein Trost kommt all von dir. 
5. Klein Roland, geh zur Stadt hinab, 
zu bitten um Speis und Trank! 
Und wer dir giebt eine kleine Gab', 
dem wünsche Gottes Dank!" 
6. Der König Karl zur Tafel saß 
im goldnen Rittersaal; 
die Diener liefen ohn' Unterlaß 
mit Schüssel und Pokal. 
7. Von Flöten, Saitenspiel, Gesang 
ward jedes Herz erfreut; 
doch reichte nicht der helle Klang 
zu Berthas Einsamkeit. 
8. Und draußen in des Hofes Kreis 
da saßen der Bettler viel; 
die labten sich an Trank und Speis 
mehr als am Saitenspiel. 
9. Der König schaut in ihr Gedräng' 
wohl durch die offne Thür, 
da drückt sich durch die dichte Meng' 
ein feiner Knab' herfür. 
10. Des Knaben Kleid ist wunderbar 
vierfarb' zusammengestückt; 
doch weilt er nicht bei der Bettlerschar, 
herauf zum Saal er blickt. 
11. Herein zum Saal klein Roland tritt 
als wär's sein eigen Haus; 
er hebt eine Schüssel von Tisches Mitt' 
und trägt sie stumm hinaus. 
12. Der König denkt: „Was muß ich sehn? 
Das ist ein sondrer Brauch." 
Doch weil er's ruhig läßt geschehn, 
so lassen's die andern auch. 
13. Es stund nur an eine kleine Weil', 
klein Roland kehrt in den Saal; 
er tritt zum König hin mit Eil' 
und faßt seinen Goldpokal.
	        
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