Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

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Erster Abschnitt. 
grenzen an das Alpenklima der niederen Terrassen, an welche sich 
das heiße fruchtbare Klima der Gangesniederung, das trocken heiße 
in den Jndusgegenden anschließen. Gemäßigter ist es auf dem 
Plateau von Dekhan, besonders bieten die südlichen Gegenden ein 
sehr gesundes Klima dar. Kein Land der Erde kann sich an Reich- 
tum und Großartigkeit der Naturerzeugnisse, an Mannigfaltigkeit, 
Größe, Schönheit und Menge der Thierwelt, an Ueppigkeit und 
Pracht des Pflanzenwuchses, an edlen Metallen und kostbaren Ge- 
steinen mit Indien messen. Daher nährte es von jeher eine ungemein 
große Bevölkerung und war das Ziel aller Handel treibenden und 
erobernden Völker. In der reichen und lebendigen Phantasie der 
Bewohner, in ihrem Hange zu beschaulicher Betrachtung und starrer 
Regelmäßigkeit, in der Großartigkeit ihrer Werke prägt sich die Natur 
des Landes vollkommen ab. 
In diese vorderindische Halbinsel wanderte durch die südwestlichen 
Pässe des Hindukusch zuerst in das Pendschab, dann in die Gebiete 
der Dschumna und des Ganges jener oben (§. 2) berührte Zweig 
Das Volk des arischen Volkes, der nun von dem Lande, in dem er sich nieder- 
der Inder, ^en Namen Inder annahm. Die Ureinwohner unterwarfen sich 
den Einwanderern, oder zogen sich in die unwegsamen Gebirge zurück. 
Die Sprache der Eroberer war die Sanskritsprache (d. i. die voll- 
kommene), die nur noch in den Erzeugnissen der ältesten Literatur 
vorhanden ist und in jeder Hinsicht eine hohe Vollkommenheit bekundet. 
Der Religion der Inder liegt ursprünglich das Bewußtsein von 
einem einzigen unpersönlichen Gotte zu Grunde, das aber in der 
Vorstellung des Volks sehr frühe zurücktrat und gänzlich verschwand. 
Religion Als Sinnbild desselben ward dann die Sonne betrachtet, die man sich 
der Inder. sgrcthma oder Frühlingssonne (die schaffende, lichte Kraft), als 
Vischnu oder Wintersonne (die befruchtende und erhaltende Kraft) 
und als Siwa oder Sommersonne (die durch ihre Glut zerstörende 
Kraft) dachte. Diese dreifache Auffassung der Sonne bildet die Tri- 
murti (Dreigestaltung). Da ein Theil des Volks mehr den Vischnu, 
ein anderer mehr den Siwa verehrte, so entstanden die Secten der 
Vischnuiten und Siwaiten. Unter den drei obersten Göttern stehen 
als Untergötter zunächst die acht Welthüter, die Planeten, und als 
deren höchster Jndra, der Himmel. Da aber die ganze Natur als 
Ausfluß der Gottheit betrachtet wird, so schuf die Phantasie der 
Inder allmählich so viel Götter, daß sich deren Zahl auf mehr als 
300 Millionen beläuft. Das Thier, die Pflanze, der Stein, Alles 
gestaltet sich dem Inder zu Göttern, von denen gerade diejenigen,
	        
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