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80. Vas Ebenen- und Hügelland von Niederfchwaben und
Franken.
1. 28ir betreten nun das schöne, fruchtbare und milde Neckarland, aus welches
man schon auf den Höhen des Nordwestrandes der Alb liebliche Aussichten genießt. Es
breitet sich mit seiner mannigfaltigen Abwechslung von Ebenen und Hügeln nördlich
von der Alb aus. Sein Anfang ist an den Neckarquellen bei Schwenningen; dort
bildet es eine schmale, muldenförmige, etwa 650 m über dem Meer erhabene Einsenkung
und trennt die Alb vom Schwarzwald. Von hier aus zieht es sich zu beiden Seiten
des Neckars nordwärts hin. Seine westliche Grenze ist der Schwarzwald, seine südöst¬
liche die Alb. Gegen Nordosten und Norden setzt es ohne natürliche Grenze ununter¬
brochen nach Bayern und Baden hinein fort. Seine größte Länge von Südwesten nach
Nordosten ist 186 km, seine größte Breite von Westen nach Osten 118 km, sein
Flächeninhalt nach Abzug des preußischen Antheils 165 Geviertmeilen.
2. Mitten durch die Landschaft strömt der Neckar, die eigentliche Lebensader derselben.
An seinen Ufern ist die dichteste Bevölkerung und der größte Verkehr des ganzen
Landes. Seine Hauptrichtung geht nordwärts, weil sich dahinzu das Land allmählich
abdacht. Da aber der Neckar seine Zuflüsse theils von Osten theils von Westen her
empfängt, so senkt sich das Land auch sowohl von Osten als von Westen her gegen die
Rinne des Hauptthals. Der Neckar trägt sein Wasser in den Rhein bei Mannheim, dieser
in die Nordsee: das Neckarland gehört also zum Stromgebiet des Rheins, zum Meergebiet
der Nordsee. Der Ursprung des Neckars ist an der südwestlichen Landesgrenze 1000
Schritte ob Schwenningen in einem sumpfigen, torfartigen Boden in einer kleinen, mit
Steinen eingefaßten Quelle, 627 m über dem Meer. Er fließt sofort nördlich an
Rottweil, Oberndorf, Sulz vorbei bis Horb. Von hier an wendet er sich nordostwärts
und fließt, gleichlaufend mit der Alb, an Rottenburg, Tübingen und Nürtingen vorbei
bis Plochingen, wo er wiederum zur nördlichen Richtung zurückkehrt und während seines
ferneren Laufes die Städte Eßlingen, Cannstatt, Marbach, Besigheim, Lausfen, Heil¬
bronn und Neckarsulm berührt. Unterhalb Gundelsheim überschreitet er 138 m über
dem Meer, also im niedrigsten Punkte Württembergs, die nördliche Grenze des Landes
und eilt auf badischem Gebiet, von Eberbach an mit westlichem Lauf, dem Rhein bei
Mannheim zu. Bis dahin macht er mit allen seinen Krümmungen einen Weg von
394 km; die gerade Linie vom Ursprung bis zur Mündung ist übrigens nur 164 km
lang. Mannheim liegt noch 75 m über dem Meere. Also beträgt der Fall des Neckars
von seinem Ursprung bis zur Mündung 622 m; dies gibt auf 1 km Weges im
Durchschnitt 1,58 m Fall. Von Nottwcil an wird der Neckar mit Flößen befahren.
Bei Hcilbronn ist seine mittlere Höhe 1,2 m. Im März hat sein Wasser den höchsten,
im Oktober den niedersten Stand.
3. Zuflüsse des Neckars auf der rechten Seite sind die bereits oben genannten Flü߬
chen, nemlich die Prim, die Schlichem, die Eiach bei Balingen, die Starzel bei Hechingen,
die Steinlach, die Echatz bei Pfullingen und Reutlingen, die Erms bei Metzingen, die
Steinach bei Neuffen, die Lauter bei Owen und Kirchheim, die Fils, welche an Göp¬
pingen, die Rems, welche an Gmünd, Schorndorf, Waiblingen vorbeifließt, sovann die
Murr, an welcher die Städte Murrhardt und Backnang liegen, die Sulm, welche an
Weinsberg vorbeifließt und bei Neckarsulm mündet, der Kocher, an welchem die Städte
Aalen, Gaildorf, Hall, Künzelsau, Jngelfingen, Niedernhall, Forchtenberg, Neuenstadt