9. Und wieder flisterts ihm ins Ohr:
„Ich wüßte Brot zu schaffen;
Es gilt nun einmal, frommer Thor,
Erlisten und Erraffen!"
Da faßt die Höllenangst den Mann,
Er greift die Arbeit hastig an.
10. Das Schifflein fliegt, die Lade schlägt,
Die Schemel klappen nieder.
Bis endlich spät der ©turnt sich legt
Und Ruhe kehret tvieder.
Der Feind ist diesmal abgewchrt;
O helfet, eh er wiederkehrt I
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11. Der Wächter kommt zum kleinen Hans
Auf letzter Runde wieder;
Da lischt des Webers Lampe aus,
Er legt sich betend nieder:
„Herr, gib uns unser täglich Brot,
Erlös uns aus der Sünden Noth!"
12. Es hüllt die Nacht den Jammer ein;
Die Seufzer still verklingen.
Doch er, der hört der Raben Schrei'n
Und sieht der Seelen Ringen,
Gott ruft: „Wer will mein Engel sein
Und geht mit Trost zur Hütte eiu?"
K. Schmidlin, 1 1847.
210. Denk spräche.
1. deiner Mund und treue Hand
Gehen durch das ganze Land.
2. Mit dem frommen Mann geht Gott und die Armut zu Tische.
3. Faulheit geht langsam voran, Armut geschwind hintendrein.
4. Eine fette Küche macht einen magern Beutel.
5. Erspart ist sogut als erworben.
6. Selbstgesponnen, selbstgemacht,
Rein dabei ist Bauerntracht.
7. Fleißiger Hausvater macht hurtig Gesinde.
8. Mancher sucht einen Pfennig und verbrennt dabei drei Lichter.
9. Wer sich nicht nach der Decke streckt.
Dem bleiben die Füße unbedeckt.
10. Wer zwei Hasen zugleich hetzt, fängt gar keinen.
11. Erst wägs, dann wags.
12. Je mehr Kinder, je mehr Vaterunser.
13. Gottesdienst geht über Herrendienst.
14. Die Sünde muß ganz gelobtet sein, oder sie tödtet dich.
211. Pfarrer Flattich als Tlrmenfreund.
1. Alattich war zuerst Pfarrer bei einer Gemeinde, die fast aus lauter
armen Leuten bestand, weil dort der Boden gar schlecht und also der Er¬
trag des Acker- und Gartenbaues gar gering war. Die Leute hatten sich
daher zum Theil gewöhnt, von Zeit zu Zeit in der Gegend herumzu¬
streichen und zu betteln, weil das nach ihrem Vedünken leichter war und
dabei mehr herauskam als beim Arbeiten. Flattich hatte kaum diesen faulen