Full text: Für die Oberstufe (Theil 2)

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gethan. Man darf nur zehn bis zwölf Kokons miteinander abhaspeln und 
sie zwirnen. Läßt man aber der Puppe, die sich im Innern befindet, Zeit, 
sich in einen Schmetterling zu verwandeln, wozu sie vierzehn bis zwanzig 
Tage braucht, so durchbricht der Schmetterling seine Hülle, und der durch¬ 
löcherte Kokon kann dann nicht mehr abgewunden und benützt werden. 
Um diesen Schaden zu verhüten, schiebt man die Kokone in einen mäßig 
heißen Backofen, wo die Puppen ersticken, oder man wirft sie in siedendes 
Wasser. 
4. Das Vaterland der Seidenraupen ist China und Ostindien. Dort 
leben sie auch wild auf Maulbeerbäumen, die ganz mit Kokons behängen 
sind. Im Jahr 551 n. Chr. brachten zwei Mönche den Seidenspinner 
mit nach Europa, indem sie die Eier desselben in ihren hohlen Stöcken 
aufbewahrten. Kleider von Seide waren in den alten Zeiten sehr kostbar. 
Von einem deutschen Kaiser wird erzählt, daß er seiner Gemahlin ihre 
Bitte um ein seidenes Kleid abgeschlagen habe, weil es ihm zu theuer war. 
24. Der Maikäfer. 
1. ^ie Obstbäume haben wir eigentlich nur für uns gepflanzt. Die 
Maikäfer thun aber, als wären sie ihretwegen da; denn in manchen 
Jahren finden sie sich so häufig auf ihnen ein, daß die Zweige sich von 
der Last beugen. Dann geht es den Bäumen schlecht; was an weichem 
Laube sich vorfindet, wird unbarmherzig abgefressen. Noch ehe acht Tage 
vergangen sind, stehen ausgedehnte Obstanlagen entlaubt da und haben 
ein winterliches Ansehen; denn die Bäume verlieren ja mit den Blättern 
diejenigen Werkzeuge, die ihnen zum Leben so nothwendig sind als den 
Menschen die Lungen, und müssen alle ihre Säfte zur Hervorbringung 
neuer Blätter verwenden. 
2. Haben sich die Maikäfer acht bis vierzehn Tage dem Vergnügen 
umherzuschwärmen und Laub zu fressen hingegeben, so graben sich die 
Weibchen, die nmn leicht an den kleinen Fühlhörnern erkennt, etwa fünf Centi- 
meter tief in die Erde und legen dort an zwei bis drei verschiedenen Orten 
zwölf bis dreißig Eier. Bald darauf sterben sie. Nach vier bis sechs 
Wochen entstehen aus den Eiern kleine wurmartige Thierchen, Larven oder 
Engerlinge genannt, die sechs Beine und kräftige Kinnbacken haben. 
3. Ihre Nahrung besteht meistens in zarten Wurzeln. Wie die Alten 
so sind auch sie äußerst gefräßig; und um sichs bei ihren Mahlzeiten 
recht bequem zu machen, legen sie sich auf den Rücken, fangen am Wurzel- 
spitzchen an zu fressen und fahren damit soweit fort, als es ihnen schmeckt
	        
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