38
gethan. Man darf nur zehn bis zwölf Kokons miteinander abhaspeln und
sie zwirnen. Läßt man aber der Puppe, die sich im Innern befindet, Zeit,
sich in einen Schmetterling zu verwandeln, wozu sie vierzehn bis zwanzig
Tage braucht, so durchbricht der Schmetterling seine Hülle, und der durch¬
löcherte Kokon kann dann nicht mehr abgewunden und benützt werden.
Um diesen Schaden zu verhüten, schiebt man die Kokone in einen mäßig
heißen Backofen, wo die Puppen ersticken, oder man wirft sie in siedendes
Wasser.
4. Das Vaterland der Seidenraupen ist China und Ostindien. Dort
leben sie auch wild auf Maulbeerbäumen, die ganz mit Kokons behängen
sind. Im Jahr 551 n. Chr. brachten zwei Mönche den Seidenspinner
mit nach Europa, indem sie die Eier desselben in ihren hohlen Stöcken
aufbewahrten. Kleider von Seide waren in den alten Zeiten sehr kostbar.
Von einem deutschen Kaiser wird erzählt, daß er seiner Gemahlin ihre
Bitte um ein seidenes Kleid abgeschlagen habe, weil es ihm zu theuer war.
24. Der Maikäfer.
1. ^ie Obstbäume haben wir eigentlich nur für uns gepflanzt. Die
Maikäfer thun aber, als wären sie ihretwegen da; denn in manchen
Jahren finden sie sich so häufig auf ihnen ein, daß die Zweige sich von
der Last beugen. Dann geht es den Bäumen schlecht; was an weichem
Laube sich vorfindet, wird unbarmherzig abgefressen. Noch ehe acht Tage
vergangen sind, stehen ausgedehnte Obstanlagen entlaubt da und haben
ein winterliches Ansehen; denn die Bäume verlieren ja mit den Blättern
diejenigen Werkzeuge, die ihnen zum Leben so nothwendig sind als den
Menschen die Lungen, und müssen alle ihre Säfte zur Hervorbringung
neuer Blätter verwenden.
2. Haben sich die Maikäfer acht bis vierzehn Tage dem Vergnügen
umherzuschwärmen und Laub zu fressen hingegeben, so graben sich die
Weibchen, die nmn leicht an den kleinen Fühlhörnern erkennt, etwa fünf Centi-
meter tief in die Erde und legen dort an zwei bis drei verschiedenen Orten
zwölf bis dreißig Eier. Bald darauf sterben sie. Nach vier bis sechs
Wochen entstehen aus den Eiern kleine wurmartige Thierchen, Larven oder
Engerlinge genannt, die sechs Beine und kräftige Kinnbacken haben.
3. Ihre Nahrung besteht meistens in zarten Wurzeln. Wie die Alten
so sind auch sie äußerst gefräßig; und um sichs bei ihren Mahlzeiten
recht bequem zu machen, legen sie sich auf den Rücken, fangen am Wurzel-
spitzchen an zu fressen und fahren damit soweit fort, als es ihnen schmeckt