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111. Nlorgenlied.
3. Heilige Flamme, glüh',
glüh' und erlösche nie
fürs Vaterland!
Wir alle stehen dann
mutig für einen Mann,
kämpfen und bluten gern
für Thron und Reich.
4. Handlung und Wissenschaft
hebe mit Mut und Kraft
ihr Haupt empor!
Krieger- und Heldentat
finde ihr Lorbeerblatt
treu aufgehoben dort
an deinem Thron!
5. Sei, König Wilhelm, hier
lang' deines Volkes Zier,
der Menschheit Stolz!
Fühl' in des Thrones Glanz
die hohe Wonne ganz,
Liebling des Volks zu sein!
Heil, König, dir! Heinrich Harries. (B. Schumacher.)
III. Matur und Matertand.
111. MorgenUeä.
1. Wer schlägt so rasch an die
Fenster mir
mit schwanken, grünen Zweigen?
Der junge Morgenwind ist hier
und will sich lustig zeigen.
2. „Heraus, heraus, du Menschen¬
sohn ! “
so ruft der kecke Geselle,
„es schwärmt von Frühlingswonnen
vor deiner Kammerschwelle. [schon
3. Hörst du die Käfer summen nicht,
hörst du das Glas nicht klirren,
wenn sie, betäubt von Duft und Licht,
hart an die Scheiben schwirren?
4. Die Sonnenstrahlen stellen sich
behende durch Blätter und Ranken
und necken auf deinem Lager dich
mit blendendem Schweben und Schwan¬
ken.
5. Die Nachtigall ist heiser fast,
so lang’ hat sie gesungen;
und weil du sie gehört nicht hast,
ist sie vom Baum gesprungen.
6. Da schlug ich mit dem leeren
Zweig
an deine Fensterscheiben:
Heraus, heraus in des Frühlings Reich!
er wird nicht lange mehr bleiben.“
Wilhelm Müller.