Full text: [Teil 2. Mittelstufe] (Teil 2. Mittelstufe)

an die Nordseite und schoben. Aber nicht lange, so kam Paul Moders 
um die Ecke und meldete, daß die Kirche stünde, wo sie stehen sollte, 
und daß von der Jacke nichts mehr zu sehen wäre. Die Römöer 
waren's wohl zufrieden und freuten sich, mit der schweren Arbeit so 
bald zu Ende zu sein, konnten es aber doch am nächsten Sonntag 
gar nicht recht begreifen, wie Paul Moders zu einer roten Jacke ge¬ 
kommen sei. 
53. Cm Schöppenlteäter Streich. Von yeinrid, pröbie. 
Deutsche Sagen. Berlin 1863. 8. 29. 
3n Schöppenstedt war die Luft einst sehr schwül, darum verlangten 
die Schöppenstedter nach einem ordentlichen Gewitter und nach 
Regen. Einer von ihnen wurde also abgeschickt in eine Gegend, wo 
viele Gewitter waren, um in der Kiepe eins zu holen. Da er nun 
dahin kam, setzten ihm die Bauern einen Bienenschwarm in seinen Kober 
und sagten, das sei das Gewitter. Unterwegs fingen die Bienen an 
zu summen; da freute sich der Schöppenstedter und sprach bei sich 
selbst: „In meiner Kiepe donnert es schon." Er war noch eine gute 
Strecke von Schöppenstedt entfernt, da kamen ihm die andern schon 
entgegen und verlangten, das Gewitter zu sehen. Als er nun die Kiepe 
öffnete, zog sich der Bienenschwarm nach einer andern Richtung hin. 
Da meinten die Schöppenstedter, das Gewitter entginge ihnen doch 
noch, wehrten mit den Händen und riefen: „Ower Schöppenstedt! Ower 
Schöppenstedt!" (Über Schöppenstedt!) 
54. Zwei Klatunger Streiche. von cudwig Beehrte™. 
Der Sagenschatz des Thüringerlandes. 4. Teil. Meiningen u. Hildburghausen 
1838. S. 121. 
Die Pantoffel. 
Cinst kehrte ein Fremder in ein Wirtshaus zu Wasungen ein, allda 
zu übernachten. Der hatte viel gehört von den Wasunger Streichen, 
machte sich darüber lustig und sagte spöttisch zum Wirt: „Ich möchte 
doch auch einmal einen Wasunger Streich sehen; könnt Ihr mir keinen 
machen, Herr Wirt?" — „Ei, warum denn nicht," antwortete dieser, 
„das kann wohl geschehen; harret nur!" — Als dieser Gast sich's 
bequem machen wollte, zog er die Stiefel aus und begehrte, der Wirt 
solle ihm ein Paar Pantoffel leihen. Das war dieser auch zu tun 
willig, nahm die Stiefel und schickte kurz darauf die verlangten Pantoffel. 
Am andern Morgen, da der Gast Weiterreisen wollte, begehrte er seine 
Stiefel; da brachte ihm der Wirt ein Paar Schäfte, von denen die 
Schuhe abgeschnitten waren. „Was ist das? Was soll das heißen?" 
fragte der Gast, „und wo sind die unteren Teile?" — „Ei, die habt
	        
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