219. Schwäbische Kunde.
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sei. Aber er war auch ein gar gewaltiger Kaiser, dieser
Barbarossa; er ist sechsmal mit einem grossen Heere über
die Alpen gezogen, um in Italien Streitigkeiten zu schlich¬
ten, und noch am Abend des Lebens zog er als 70 jähriger
Greis in einem Kreuzzuge ins gelobte Land, um das
heilige Grab aus der Gewalt der Türken zu befreien, ln
zwei Schlachten kämpfte er ivie ein rüstiger Jüngling;
da kam das Heer an den Fluss Saleph und drängte
sich nur langsam auf schmaler Brücke hinüber. Bas
dünkte dem greisen Helden zu langsam, er sprengte mit
dem Bosse in den Fluss, ihn zu durchschwimmen; der
Strudel erfasste ihn, riss ihn fort, und sein Leichnam nur
kam ans Ufer (1190).
Unendlicher Schmerz, Jammer, Verzweiflung verbrei¬
teten sich unter den Kreuzfahrern über den Verlust des
Kaisers. Er ivurde zu Tyrus begraben. Aber lange glaubte
man in Deutschland nicht, dass der Schirmherr des
Reichs, der gefürchtete und geachtete Rothbart, wirklich
gestorben sei; daher entstand die Sage, dass er nicht ge¬
storben, sondern im Kyffhäuserberge in der goldenen Aue
in Thüringen, sitze mit seinem silberweifs gewordenen
Barte, der durch den marmornen Tisch geivachsen sei,
hier Hof halte mit seinen Helden und dereinst, wenn die
Raben nicht mehr um den Berg fliegen, hervorkommen
tverde, um das deutsche Reich ivieder glorreich und einig
zu machen.
219. Schwäbische Kunde.
Als Kaiser Rothbart lobesam
zum heil'gen Land gezogen kam,
da mußt' er mit dem frommen Peer
durch ein Gebirge, wüst und leer.
Daselbst erhob sich große Noth;
viel Steine gab's und wenig Brot,
uyd mancher deutsche Reitersmann
hat dort den Trunk sich abgethan.
Den Pferden war's so schwach im Magen,
fast mußte der Reiter die Mähre tragen.
Nun war ein perr aus Schwabenland,
von hohem wuchs und starker pand,
Des Rößlein war so krank und schwach,
er zog es nur am Zamne nach.
Er hätt' es nimmer ausgegeben,
und kostet's ihn das eigne Leben.
So blieb er bald ein gutes Stück
hinter dem peereszug zurück.
Lesebuch für ungetheilte Volksschulen. II. 12
