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mochte, mit seinen Husaren durch die Feinde durchzu¬
hauen, um den Markgrafen von seiner Noth zu benach-
richtigen. Entkäme auch nur ein einziger Mann von dem
ganzen Regimenté bis zu dem Markgrafen, so wollte er
alle übrigen gern verschmerzen. Aber den General Zie¬
then dauerten seine braven Leute, die so offenbar hin¬
geopfert werden sollten, er gehorchte daher ungern. Zum
Glück siel ihm ein, daß erst kürzlich eine Lieferung neuer
blauer Pelze für seine Husaren angelangt war, in denen
die Feinde sie noch nicht gesehen hatten. Ziethen ließ
sie diese Pelze anziehen, schloß sich ruhig mit ihnen an
einen abziehenden feindlichen Trupp an, der sie für öst-
reichische Husaren ansah, und zog so am hellen Tage mit¬
ten durch die Feinde. Freilich wurde er am Ende noch
erkannt; nun aber war es schon zu spat. Er schlug sich
glücklich durch, kam wohlbehalten in Jagerndorf an, brachte
noch eine Anzahl östreichischer Gefangenen mit, und be¬
wirkte seines Königs Befreiung.
Durch die Sachsen verstärkt, § suchte der Prinz von
Lothringen ihn ganz in Schlesien mit überlegener Macht
zu erdrücken. Müde kam sein Heer am 3. Juni 1745
bei Hohenfriedberg an, wo der König sich gelagert
hatte, und überließ sich ohne Ordnung der Ruhe. Kaum
war es Tag, so wurde es wieder durch die Trommeln
aus dem Schlafe gewirbelt. 70,000 Preußen rückten in
Schlachtordnung an. Prinz Karl hatte sich das könig¬
liche Heer weder so stark, noch den Angriff so rasch ge¬
dacht. Eiligst suchte er seine Mannschaft aufzustellen,
allein nirgends waren die gehörigen Anstalten getroffen.
Zuerst wurde der linke Flügel, wo die Sachsen standen,
wüthcnd von den Preußen angefallen und geworfen. Et¬
was länger hielten sich die Oestreicher auf dem rechten
Flügel; aber auch sie mußten weichen, und mit den Sachsen