Full text: Realienbuch (Theil 2)

264. Verfolgungen der Christen. 
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und Würden verlieren und die christlichen Sklaven niemals 
freigelassen werden, wenn sie das Christenthum nicht abschwüren. 
Sie wurden an ihren Leibern verstümmelt, haufenweise ver¬ 
brannt, ersäuft und sonst aufs grausamste hingerichtet. Aber 
die Glaubensfreudigkeit der meisten Christen war unter diesen 
Verfolgungen so groß, daß sie Gut und Blut gerne dahin 
gaben. 
Jede dieser Christenverfolgungen diente zur inneren 
Läuterung und Stärkung der Christen, ja selbst äußerlich 
zur Vermehrung ihrer Zahl; denn das Blut der Märtyrer 
war der Same der Kirche. 
Bald nach der Verfolgung unter Diokletian kam es 
nach Gottes wunderbarer Fügung dahin, daß ein römischer 
Kaiser die Christen nicht nur schützte, sondern ihnen ans alle 
Weise förderlich war, ja sich am Ende seines Lebens ans 
den Namen Jesu Christi taufen ließ. Es war dies Kon¬ 
stantin mit dem Beinamen der Große. Sein Name ist 
noch in dem Namen von Konstantinopel, d. i. Konstantins 
Stadt erhalten. 
Mit Konstantin hörten im ganzen die Verfolgungen von 
Seiten der Heiden auf. Die Christen wurden immer mehr 
begünstigt, ja unter einem späteren Kaiser, Theodosins 
dem Großen, der bis zum Jahr 395 nach Christo regierte, 
wurde Götzendienst und Heidenthnm im römischen Reich so¬ 
gar verboten. 
Aber da es jetzt weder Gefahr noch Schmach mehr 
brachte, ein Christ zu heißen, sondern vielmehr allerlei 
äußerliche Vortheile, so machte sich von nun an der Unter¬ 
schied von wahren und falschen Christen immer mehr bemerklich. 
Das heidnische und jüdische Wesen, obwohl äußerlich über¬ 
wunden, zog sich in die christliche Kirche selbst hinein; und 
weil der falschen Christen immer mehr gewesen sind als der 
wahren (Matth. 7, 13. 14), so hörten auch die Verfolgungen 
der wahren Gläubigen nicht auf. Durch alle Jahrhunderte 
beweist sich vielmehr das Reich Christi auf Erden als 
ein Kreuzesreich, da es nach dem Ausspruch des' Meisters 
(Matth. 16, 24) geht: „Will mir jemand nachfolgen, der 
verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz ans sich und folge 
mir," und nach dem Wort seines bewährten Jüngers, des 
Apostels Paulus (2. Tim. 3, 12): „Alle, die gottselig leben 
wollen in Christo Jesu, müssen Verfolgung leiden."
	        
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