94. Der Karpfen.
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94. Der Karpfen.
Der Karpfen liebt stehende Gewässer und nimmt vorlieb,
wenn dieselben auch ziemlich trüb sind. Dieser Fisch wird
ungemein zutraulich und zahm. Man kann ihn daran ge¬
wöhnen, auf den Klang einer Pfeife oder einer Glocke ans
Ufer zu kommen, um sein Futter in Empfang zu nehmen.
Alte Karpfen sind sehr listig und überaus schwer zu fangen.
Sobald sie das Netz erblicken, verbergen sie sich augen¬
blicklich in den Schlamm und lassen dasselbe über sich hin¬
gleiten. Oft schnellen sie sich, wie die Lachse, mehrere Fuss
hoch über die Netze hinweg. Der Karpfen hat ein so zähes
Leben, dass er mehrere Tage ausser dem Wasser bleiben
und 20 bis 30 Meilen weit lebend verschickt werden kann.
Man muss ihn aber in nasse Leinwand oder feuchtes Moos
packen und ihm ein in Branntwein, Wein oder Essig ge¬
tauchtes Stückchen Brot ins Maul stecken. Auch in Schnee
gepackt, lässt er sich verschicken. In Holland hält man
die Karpfen sogar, in feuchtes Moos gehüllt, in Kellern und
mästet sie mit Semmel und Milch.
Im Mai und Juni wird der Rogen an solchen Stellen ab¬
gesetzt, wo sich viele Wasserpflanzen befinden, damit er
an diesen 'einen Halt habe und nicht vom Wasser fortge¬
schwemmt werde. Er wiegt oft mehr, als der übrige Körper
des Fisches. Die Eier werden durch die Sonnenwärme aus¬
gebrütet. Der Karpfen kann ein Alter von 100 Jahren er¬
reichen.
Zu den Grätenfischen gehören auch: Der Hecht, der
König der Süßwasserfische ; er ist ein äusserst gefräßiges Raubthier
mit gegen 700 spitzigen, Zähnen; jung ist er grün; später erscheint
er schwärzlich und grau gefärbt ; er wird 25 — 50 Pfund schwer
und 60 — 80 Jahre alt, verzehrt sehr viele Fische, aber auch junge
Schwimmvögel, Frösche, Eidechsen, Wasserschlangen und greift
seihst Hunde, Katzen und badende Menschen an. — Der Kabeljau,
wegen seiner Gefräßigkeit auch Seehecht genannt, wird 1//2 — lm
lang, 70 — 80 Pfund schwer, kommt im April millionenweise zum
Laichen an die Küsten von England, Norwegen, Dänemark und
Labrador und wird dort massenhaft gefangen. An der Luft getrock¬
net, wird sein Fleisch unter dem Namen „Stockfisch“ verkauft;
eingesalzen und an den Klippen getrocknet, heisst er Klippfisch ;
bloß eingesalzen Laberdan. Aus seiner Leber wird der Leber¬
thran bereitet. — Der Hausen, im schwarzen und kaspischen
Meere lebend, liefert geringes Fleisch, aber vorzüglichen Kaviar
(Rogen) und die bekannte Hausenblase. — Der Aal ist fast schlangen¬
ähnlich, wird bis 1^2 m lang, lebt in den Flüssen des nördlichen
Europa, geht zur Laichzeit ins Meer, hat ungeheure Muskelkraft
und liefert vortreffliches Fleisch. — Der Haifisch oder Menschen-