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Nichts erscheint da der Mensch vor der Unendlichkeit; aber dennoch freut er sich und
fühlt sich innerlich gehoben und groß, weil sein Auge die Wunder der Schöpfung
schauen, und sein Geist darin die Herrlichkeit und Weisheit Gottes erkennen
kann.
Alle Sterne, mit Ausnahme der Planeten und NebenPlaneten, sind
Fixsterne. Die Fixsterne werden nicht, wie die Planeten und Monde,
von der Sonne beleuchtet, sondern haben, gleich der Sonne, eigenes Licht.
Nach ihrer scheinbaren Größe theilt man die Fixsterne, die mit unbewaff¬
netem Auge wahrgenommen werden können, in Sterne erster, zweiter,
dritter bis sechster und siebenter Größe. Unendlich groß ist die Zahl der
Fixsterne, denn schon mit dem bloßen Auge kann man an 6000 zählen. Damit
nun aber die Astronomen unter der Masse von Sternen sich besser zurechtfinden
können, so haben sie gewissen merkwürdigen Sternen einen Namen gegeben,
oder sie haben denen, welche zusammen ein Bild vorstellen, den Namen eines
Bildes gegeben, z. B. das Kreuz, die Krone, oder sie haben um eine Anzahl
von Sternen herum in Gedanken einen Strich gezogen, der bald aussieht wie ein
Bär oder Krebs, und nennen das Sternbilder. Z. B. die 12 Zeichen
des Thierkreises: die Jungfrau, die Zwillinge, der Skorpion rc., und
alle Sterne, groß und klein, die in einem Sternbilde stehen, gehören zu diesem
Sternbilde.
Aber das ist alles noch Nichts; sondern es gibt noch viel mehr Sterne, die
wir nicht sehen, als die wir sehen. Man rechnet die Zahl der Sterne, die man
mit den besten Fernröhren wahrnehmen kann, über 534,000 Millionen. Aber wer
kennt und zählt die Millionen Sterne, die selbst mit Fernröhren von uns nicht
wahrgenommen werden können!
Kennen wir nicht alle die Milchstraße, die wie ein breiter Gürtel den
Himmel umwindet? Sie gleicht einem ewigen Nebelstreif, den eine schwache Helle
durchschimmert. Aber durch die Gläser der Sternseher betrachtet, löset sich dieser
ganze Lichtschimmer in unzählige kleine Sterne auf.
Was aber die Bewegung der Sterne betrifft, wenn man auch sagen will,
sie gehen auf und unter, so gehen sie doch nicht alle auf und unter, sondern
wenn man sich gegen Norden stellt und am Himmel hinanfschaut: nicht gar weit
vom großen Bären steht ein Stern, der sich nicht sonderlich bewegt und der
Polarstern heißt. Auf diesen schauen die andern Sterne bis zum Thier¬
kreise oder den 12 Zeichen hinaus, als auf ihren Flügelmann, oder ihren Mit¬
telpunkt, und drehen sich um ihn herum also, dass sie auch nie untergehen.
Desswegen kann man z. B. den großen Bären im Sommer und Winter die ganze
Nacht sehen, bald über, bald unter dem Polarsterne. Aber die entfernten in ihren
großen Kreisen müssen schon unten um die Erde herumgehen und auf der andern
Seite wieder hinauf. Also kann man z. B. das Siebengestirn nicht immer
sehen. Stellt man sich aber gegen Süden, dem Polarsterne gegenüber, eben so
tief unter uns, als dieser über uns, da steht wieder so ein Polarstern, der sich
nicht bewegt. Auf den schauen die Sterne, die jenseit des Thierkreises stehen, und
bewegen sich auch um ihn herum, immer in kleinen Kreisen, je näher sie ihm kom¬
men, ganz so, wie hier zu Lande.
Allein das Alles ist im Grunde doch nur Schein. In der That selber aber
ist es, wie hier folgt: Die Erde schwebt ringsum zwischen lauter himmlischen
Sternen ohne Zahl und Ende. Der eine Pol der Erde, unserer, dem wir am
nächsten sind, der Nordpol, schaut gegen den obersten Polarstern am Himmel,
nicht ganz, aber ungefähr; der andere Pol der Erde schaut gegen den andern
Polarstern am Himmel, den wir hier zu Lande und auf unsern Bergen nicht
sehen, gegen den untern, und die Axe, welche gleichsam durch die Erde hindurch¬
geht, wenn sie unten und oben bis in die Sterne hinausreichte, so würde sie sich
in die zwei Polarsterne am Himmel hineinbohren und sich in ihnen sammt
der Erde gleichsam als in ihrem Gewinde umdrehen; — und so dreht sich die