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d. Bildung der Erdoberfläche.
Wenn man mit einem Male das Meer ablassen könnte, würde es ans seinem
Grunde nicht viel anders aussehen, als auf vielen Stellen unserer Erdoberfläche.
Wir würden da große, lange Sandflächen und Berge von Kalk und Gips sehen,
die sich aus dem Meerwasser gebildet haben, alle untermischt mit häufigen Mu¬
scheln und anderen Seethierüberresten. Denn wenn man unsere meisten Berge
ansieht, bemerkt man gar leicht, dass sie in einem großen Meere und unter einem
großen Meere gebildet sind. Denn viele von ihnen sind ganz erfüllt von Muschel-
und Seethierüberresten, und auf manchen Bergen von Neu holl and, die sehr hoch
sind und jetzt viele Meilen weit vom Meere landeinwärts liegen, sieht man noch
jetzt Korallenbäumchen aufrecht stehen, und der ganze Boden sieht so aus, als wenn
er plötzlich wäre vom Meere verlassen worden, von dem er einmal Jahrhunderte
lang bedeckt gewesen war? Aber man braucht nicht so weit zu reisen, um etwas
Aehnliches zu beobachten. Auch in und auf unseren Kalkbergen findet man Ko¬
rallenarten und Muscheln, die nur im Meere gelebt haben und gewachsen sein
können. Man sieht es manchen unserer Sandgegenden an, dass da einmal lange
Zeit hindurch Wasser darüber gefluthet haben muss; und das Salz, das manche
unserer Berge und Ebenen in sich führen, muss auch noch aus jener Zeit herrühren,
wo ein salziges Meer dastand.
Gründliche Naturforscher haben bewiesen, dass das Meer seit Jahrtausenden
weder um ein Merkliches angewachsen sei, noch auch abgenommen habe. Es muss
also jene große Veränderung, wodurch viele unserer Länder und Berge vom Meere,
unter dem sie vorher standen, verlassen und nun zum festen Lande wurden, auf
einmal gekommen sein. Uebrigens ist dies nicht die einzige Veränderung, die mit
unserem Erdboden vorgegangen sein muss. Im Würtembergischen, in Thü¬
ringen, in Braun schweig und an anderen Orten Deutschlands, ferner in
Frankreich und sogar in dem kalten Sibirien hat man Knochen ausgcgraben,
die von Elephanten, Nashörnern und anderen solchen Thieren waren, welche
nur in sehr heißen Ländern leben können; dabei auch an den nämlichen Orten
Palmen, Bambusröhre und andere Gewächse aus warmen Ländern. Diese
Thiere und Pflanzen, die oft mit einander, wie noch in ihrem jetzigen Vaterlande,
vorkommen, müssen einmal in jenen jetzt so kalten Ländern gelebt haben. Es muss
also einmal da viel wärmer gewesen sein, als es jetzt ist.
Wie es nun damit zugegangen, und wodurch eine solche Veränderung entstan¬
den sei, das wisien die Gelehrten selber nicht so recht. Die heilige Schrift aber
und die Sagen vieler Völker in Europa, Asien und Amerika erzählen uns von
einer großen Fluth, von der Sündfluth, die über den ganzen Erdboden kam
und seine höchsten Berge bedeckte, und wobei fast alle auf der Erde lebenden Wesen
untergingen. Ein Theil des damaligen festen Landes scheint, wie es noch jetzt bei
einzelnen Inseln geschieht, im Meere versunken zu sein, und ein Theil des Meeres¬
grundes ist dabei zum trockenen Lande geworden.
Zwar führen nicht alle Berge solche Muscheln und Seegewächse oder Salz
bei sich, woraus man schließen könnte, dass sie ehemals Meeresgrund gewesen
wären, aber alle, auch die, bei denen das nicht der Fall ist, sind offenbar, bis auf
die wenigen aus vulkanischem Feuer erzeugten, aus dem Wasser und im Wasser
gebildet.
Die Gebir-ge, welche keine Muscheln, keine Steinkohlen und keine Salze ent¬
halten und zugleich die höchsten Berge der Erde bilden, nennt man Urgebirge.
Sie bestehen entweder aus Thonschiefer, woraus unsere Schiefertafeln gemacht
werden, oder aus Glimmer, einem Schiefer, der viel glänzende dünne Blättchen
bildet, oder ausGranit. Die Urgebirge haben die meisten Erze: Gold, Sil¬
ber, Blei, Zinn, Kupfer und Eisen in sich.
Die Gebirge, welche hauptsächlich aus Kalk, Sandstein und Gips be¬
stehen und viel Muscheln, Steinkohlen und Salz in sich führen, nennt