Full text: Preußischer Kinderfreund

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Wüste Sahara in Afrika wächst auch noch eine essbare Flechte; eben so in der 
tartarischen Wüste des russischen Reiches, wo sie von den Tartaren Erdbrot ge¬ 
nannt wird. Dieser Name gefällt euch gewiss nicht übel, denn er bezeichnet ja 
so dankbar, dass der gute Gott auch da noch zu sorgen weiss wo sonst Alles 
erstirbt. Manchmal ist übrigens die Flechte, als Gallerte gekocht und des Bitter¬ 
stoffes beraubt, gar kein übel Gericht, wie z. B. das isländische Moos, welches die 
Brustkranken schon lange zu würdigen gelernt haben sammt dem Herrn Doctor. 
Auch der Färber weiss die lieben Flechten recht wohl zu schätzen, denn der be¬ 
rühmte Lakmus, eine blaue Farbe, stammt von der Färberflechte, welche einsam 
auf den Felsen in Meeresgegenden des Südens wohnt. 
44. Die Giftpflanzen. 
Unter den Tausenden von Pflanzen, welche in Deutschland wach¬ 
sen, gibt es eine ziemliche Anzahl solcher, die eine heftige und sehr 
schädliche Wirkung auf den menschlichen Körper hervorbringen; man 
nennt sie Giftpflanzen. Um sich vor ihnen zu hüten, muss man sich 
diese Gewächse nennen, beschreiben und in der Natur zeigen lassen. 
Die meisten Giftpflanzen gehören zu den Kräutern. Von diesen 
nennen wir hier zuerst den Wasserschierling, besten Wurzel einige 
Aehnlichkeit mit der Sellerie hat. Der Wasserschierling wächst an 
Gräben, Teichen und auf bemoostem Sumpfboden, wo Niemand 
etwas Heilsames suchen darf. Die Wurzel ist hohl und durch Quer¬ 
wände in mehrere Fächer geschieden, iu denen sich eben der schädliche, 
schnell tödtende Saft der Pflanze befindet. Wer die Wurzel der Länge 
nach durchschneidet, wird an jenen Fächern sogleich den Wasserschierling 
erkennen. — Den gefleckten Schierling unterscheidet man leicht 
an den rothbraunen Flecken auf dem Stengel und den Aesten; leider 
fehlen bei den jüngeren Pflanzen nur zuweilen diese Flecken. Die 
Blätter sind gezähnt, die Zähne sehen an den Spitzen wie versengt 
aus. Wenn man die Blätter zwischen den Fingern zerreibt, geben sie 
einen eigenthümlich widrigen Geruch von sich. Wer darauf nicht ach¬ 
tet, verwechselt sie leicht mit Kerbelkraut oder Petersilie. — Größere 
Aehnlichkeit mit der Petersilie hat die dritte Art des Säuerlings, die 
Gleiße oder Hundspetersilie. Ihre Blätter sind auf der untern 
Seite glänzend und geben, wenn man sie zerreibt, einen knoblauch- 
artig-widerlichen Geruch von sich. — Zu den gefährlichsten Giftpflanzen 
gehört die Tollkirsche oder Belladonna, deren reife Frucht 
einer schwarzen Kirsche sehr ähnlich sieht. Kleine Gaben der Bella¬ 
donna bewirken schon Flimmern vor den Augen und Spannung im 
Halse, größere verursachen Schwindel, Betäubung, Raserei, Zuckungen 
und zuletzt den Tod. Zum Glück kommt die Pflanze seltner, nur in 
Gebirgsbüschen vor. Weit häufiger ist dagegen das Bilsenkraut, 
daß man fast überall auf Schutthaufen, an Wegen, Hecken und Zäunen 
trifft. Es verräth sich leicht durch seinen hässlichen Geruch und durch 
die schmutzig-gelbe^ Farbe der Blüthe. Gefährliche Wirkungen äußert 
jeder Theil der Pflanze, besonders aber die Wurzel und der Same.
	        
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