35. Gottes Strafgericht in Rußland.
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35. Gottes Strafgericht in Rubland.
Napoleon hatte fast alle FUursten und Völker Puropas bezwungen,
und schwer lastete seine Hand auf den besiegten Ländern. deine
Heere standen in Spanien; Italien war ihm unterworfen;
Holland ihm unterthänig; österreieh hatte er viedergeworfen
in blutigen Schlachten; die deutschen Fürsten mußten thun, wie
er wollte, und auch Preuben
hatte er an den Rand des
Verderbens gebracht. Nun ge-
lüstete es ihn, auch Rub-
land seiner Herrschaft zu
unterwerfen. Im Sommer des
Jahres 1812 brach er mit
viermalhunderttausend auser—
lesenen Kriegern zu Fubß und
sechzigtausend zu Rob nebst
1200 Stuek Geschuützen in
das große russische Reich ein.
PEr hatte die besten Scharen
aus allen Ländern Europas
versammelt. Sie waren in allen
Kunsten der Wasffen wohllgeubt
undmit allem Kriegszeuge aufs
beste versehen. Aber in diesem
Kriegszuge setzte Gott dem
stolzen Proberer sein Liel.
In mehreren blutigen Scblachten zeigten sieh zwar die Russen
tapfer; aber sie mubten das Sehblacftfeld räumen und zogen sieh
tief in das Land hinein nach Moskau, der alten Hauptstadt des
Reiches, indem sie alles hinter sien verheerten. Napoleon
folgte ĩihnen gegen den Rat seiner Generäle. Da ereilte ihn in
der alten Zarenstadt die göttliche Gerechtigkeit. Am 14. September
war er wie siegestrunken in das ehrwürdige Schloß der russischen
Kaiser, den Kreml, eingezogen; aber schon in der folgenden Nacht
brachen dort über seinem Haupte die Plammen aus, welehbe vier
Tage lang wuüteten und die ganze Stadt in Asche legten. Unsäg-
licher Schrecken ergriff das ganze Heer, welehes in Moskau sichere
Winterquartiere z2u finden gehofft hatte. Ende Oktober mubte
Napoleon den Rückzug dureh das feindliche Land antreten. Hierauf
haften die Russen gewartet. Mit den Schwärmen ihrer Kosaken
verfolgten sie den fliehenden Peind, lieben ihm keine Rube weder
bei Tag, noch bei Nacht, und wer sieh nur von dem Hauptheere
entfernte, wurde niedergemacht. Da brach Tod und Verderben
noch furehtbarer über das gewaltige Heer herein. Früher als ge-
wöhnlich trat in den öden Steppen Rublands ein harter Winter
Napoleon.