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Die Riesengarde schaffte er sogleich ab, weil sie ihm zu teuer war.
Dafür vermehrte er aber das Heer in kurzer Zeit um 20000 Mann.
Bald fand sich auch Gelegenheit, mit dem trefflichen Heere, welches
ihm sein Vater hinterlassen und welches er noch vergrößert hatte, einen
Waffengang zu machen und sich als tüchtigen Feldherrn zu zeigen.
Im Jahre 1740 war auch Kaiser Karl VI. gestorben. Da er keinen
Sohn hatte, so sollte seine Tochter Maria Theresia das Reich und den
Thron erben. Jetzt hielt Friedrich II. die Zeit für gekommen, seine
Ansprüche aus Schlesien geltend zu machen. Einer seiner Vorfahren,
der Kurfürst Joachim II. von Brandenburg, hatte 1537 mit dem
Herzoge von Liegnitz (Brieg und Wohlau) einen Erbvertran abgeschlossen.
Rach diesem Vertrage sollte Schlesien nach dem Aussterben der schle¬
sischen Herzogsfamilie an Brandenburg fallen. Der letzte schlesische
Herzog starb während der Regierung des großen Kurfürsten (1675).
Obgleich der große Kurfürst Schlesien beanspruchte, so nahm es der
deutsche Kaiser für Österreich in Besitz. Der große Kurfürst suchte
damals einen Streit mit dem deutschen Kaiser zu vermeiden und ließ
sich mit einer geringen Entschädigung abfinden (Kreis Schwiebus). Als
nun Maria Theresia zur Regierung kam, da machte Friedrich II. seine
Ansprüche aus Schlesien mit Nachdruck geltend. Da Maria Theresia
ihm Schlesien nicht gutwillig herausgeben wollte, so griff Friedrich zu
den Waffen. So kam es zum ersten schlesischen Kriege.
'b) Der Krieg selbst. Im Winter des Jahres 1740 rückte
Friedrich mit seinen Truppen in Schlesien ein und nahm es rasch in
Besitz. Er zog in die Hauptstadt des Landes ein und beruhigte die
Einwohner Schlesiens, indem er ihnen seinen königlichen Schutz zu¬
sagte. Maria Theresia schickte ihm im nächsten Jahre ein großes Heer
entgegen. Am 10. April 1741 kam es bei dem Dorfe Mollwitz (in
der Nähe von Brieg) zu einer Schlacht. Beide Heere waren an
Stärke etwa gleich. Da die österreichische Reiterei der preußischen an
Zahl und Ausbildung überlegen war, so verlief die Schlacht anfänglich
ungünstig für die Preußen. Friedrich eilte nach Oppeln, um Ver¬
stärkung zu holen. Währenddessen machte der General Schwerin
einen Hauptangriff mit der Infanterie. Ihrem Schnellfeuer vermochten
die Österreicher nicht zu widerstehen, und in wilder Flucht zogen sie
sich zurück. In dem schönen Siege bei Mollwitz hatte die junge Armee
Friedrichs die Feuerprobe bestanden und die alten sieggewohnten Re¬
gimenter der Österreicher geschlagen. Mit Staunen und Bewunderung