Full text: Das fünfte Schuljahr

331 
sie auch die „Völkerschlacht bei Leipzig", weil fast alle Völker Europas 
in den dort versammelten Heeren vertreten waren. Von dem Ausgang 
dieser Schlacht hing es ab, ob die Völker Europas in Knechtschaft oder 
Freiheit leben sollten. Am 16. Oktober begann der Kampf bei dem Dorfe 
Wachau mit einem so gewaltigen Feuer, daß die Erde erbebte. Selbst 
die ältesten Krieger bekannten, ein solches Krachen nie gehört zu haben. 
Napoleon glaubte schon den Sieg errungen zu haben, und ließ in 
Leipzig mit allen Glocken läuten. Er hatte aber zu früh gejubelt. 
Es kam zu keiner Entscheidung bei Wachau. Dagegen hatte Blücher 
bei dem Dorfe Möckern zu gleicher Zeit einen Sieg errungen. Drei¬ 
mal war das Dorf mit Sturm genommen und dreimal wieder verloren 
worden. Durch einen vierten Angriff gelang es Blücher, die Franzosen 
auf Leipzig zurückzudrängen. Der 17. Oktober war ein Sonntag. An 
diesem Tage ruhte der Kampf. Napoleon suchte durch Unterhandlungen 
die Verbündeten zu trennen, aber es gelang ihm nicht. Früh am 
18. Oktober begann der Kampf von neuem. Napoleon stand bei dem 
Dorfe Probstheida. Von einem Windmühlenhügel leitete er die 
Schlacht. Die verbündeten Herrscher standen auf einem Hügel (Galgen- 
berg), der noch heute der Monarchenhügel heißt. Mit unglaublicher 
Tapferkeit wurde auf beiden Seiten gekämpft. Stellenweise lagen die 
Leichen so hoch, daß die Kämpfer nicht mehr über sie hinwegkonnten. 
Bald neigte sich der Glücksstern Napoleons. Die sächsischen Regimenter 
und eine Abteilung Württemberger gingen zu den Verbündeten über. 
Gegen Abend gab Napoleon das Zeichen zum Rückzüge nach Leipzig. 
Da sanken die drei verbündeten Herrscher (König Friedrich Wilhelm III., 
Kaiser Franz I. und Kaiser Alexander) auf die Kniee und dankten Gott 
für den herrlichen Sieg. Am 19. Oktober wurde Leipzig erstürmt, 
und schon am Nachmittage hielten König Friedrich Wilhelm und Kaiser 
Alexander ihren Einzug in die Stadt. Als Blücher auf deu Markt 
kam, umarmte ihn der Kaiser von Rußland und sagte: „Mein lieber 
General, Sie haben das Beste gethan, Sie sind der Befreier Deutsch¬ 
lands." Blücher aber entgegnete: „Majestät, ich habe nur ineine 
Schuldigkeit gethan." Der König drückte ihm gerührt die Hand und 
ernannte ihn zum Feldmarschall. Das war eine gewaltige Schlacht 
bei Leipzig, welche unserem Vaterlande die Freiheit wiedergebracht hat. 
Napoleon konnte nun nicht mehr daran denken, sich in Deutschland zu 
behaupten. Er eilte mit den Trümmern seines Heeres über den Rhein 
nach Frankreich zurück.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.