— 131 —
den Lehnseid zu leisten. Rudolf blieb in seiner schlichten
Feldkleidung, und als ihn jemand fragte, ob er nicht seinen
königlichen Schmuck anlegen wolle, antwortete er; „Nein!
Der König von Böhmen hat oft über mein graues Wams
gelacht; heute soll mein graues Wams einmal über ihn
lachen.“
5. Bald aber fühlte Ottokar bittere Reue, sich gedemũ-
tigt zu haben, und griff von neuem zu den Waffen. Es
kam zur Schlacht auf dem Marchfelde bei Wien.
Rudolft hatte befohlen, Ottokars Leben zu schonen, dieser
aber einen Preis demjenigen versprochen, der ihm seinen
Gegner tot oder lebendig liefern würde. Purchtbar wütete
der Kampf; Ottokar wurde erschlagen; Rudolf, von einem
böhmischen Ritter vom Pferde geworfen, lag unter diesem,
und nur sein Schild, mit welchem er sich bedeckte, rettete
ihn vor den Hufen der über ihn hinstürmenden Rosse.
Bald hob er sich unter seinem Pferde wieder empor und
errang den Sieg. Ein Ritter aus Ottokars Heere, von dem
Rudolf beinahe getötet worden wäre, fiel schwer verwundet
in die Häànde der Sieger, die ibhn im Zorn niederhauen wollten,
weil er das Leben ihres Königs bedroht hatte; allein Rudolf
sprach: „Das verhüte Gott! EDinen so tapfern Ritter töten
hiesss dem Reich unersetzlichen Schaden zufügen.“ PDr
befahl, den Gefangenen sorgfältig zu verbinden und zu ver-
pflegen.
141. Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe.
Wilhelm Redenbacher.
1. Während seiner Regierung unternahm Friedrich Barba—
rossa sechs Züge nach Italien. Auf einem dieser Züge geriet er
in große Bedrängnis. Er hatte den größten Teil seines Heeres
entlassen, weil er hoffte, mit Italien in Frieden leben zu können.
Aber der Krieg begann von neuem. Da sandte er eilig nach
Deutschland um Hilfe. Es erschienen auch bald einige Fürsten,
um ihm beizustehen. Aber der mächtigste deutsche Fürst, Heinrich
der Löwe, verweigerte ihm hartnäckig jeden Beistand, und doch
hatte sich Friedrich gegen ihn stets besonders freundlich und
9*