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ein großer Haufe von Heidenchristen ward gesammelt. In England entstand
im Jahre 1647 eine Gesellschaft für Heidenbekehrung, die erste
dieser Art. Auch Bibelübersetzungen in die Sprache der Araber, Malayen
und Indianer wurden begonnen.
Das achtzehnte Jahrhundert war die Zeit der Berbindung für die Mission,
bis in unsere Tage herein erstreckt sich sein Wirken. Die Engländer schritten
im Jahre 1701 voran mit der Gründung der Gesellschaft für Verbreitung des
Evangeliums im Auslande; der edle August Hermann Francke zu Halle
folgte im Jahre 1705, und die apostolischen Männer Ziegenbalg und Gründler
begannen ihr Werk in Indien. Der unermüdliche Hans Egede ging von Däne¬
mark nach Grönland und arbeitete der V r ü d e r g e m e i n d e vor. — Diese Gemeinde
wurde hierauf die gesegnetste Trägerin des Missionslebens in der Kirche. Im
Jahre 1732 eilten ihre ersten Boten nach Westindien, und zehn Jahre später
halte sie schon in Grönland und Nordamerika, in Südafrika, in der Tatarei,
in Ceylon und Lappland das Wort Gottes verkündigt. Da entstand im Jahre
1786 die Missionsgesellschast der Methodisten, 1792 die der Baptisten, 1795
die Londoner, 1796 die niederländische und die schottische,' 1801 die kirchliche
Missionsgesellschaft in England und das Missionsseminar, die Bildungsschule für
Missionare zu Berlin.
So rücken wir denn in unser eigenes Jahrhundert, das neunzehnte,
herüber, das wir die Zeit der Missionsunternehmung und des Missionssieges
nennen können. In rascher Aufeinanderfolge bildeten sich neue Missionsgesell¬
schaften und Missionsschulen: in Basel (im Jahre 1816), in Berlin (1824),
Barmen (1828), Hamburg und Dresden (1836); dann auch in außerdeutschen Län¬
dern, wie Frankreich, Schweden, Norwegen. Die am Eingänge dieses Jahrhun¬
derts errichtete britische und ausländische Bibelgesellschaft hat den Missionsgesell¬
schaften von Anfang an treu und eifrig in die Hand gearbeitet. — Einzig in
ihrer Art steht die Gemeinde Hermannsburg in Hannover da, die ihre ange¬
strengte Missionsthätigkeit auf das südliche Afrika richtet.
Dieser Ueberblick zeigt zur Genüge, wie die christliche Kirche wirklich sich
zu allen Zeiten als eine MissionSanstalt angesehen und aus kleinem, senfkorn¬
artigem Anfange ihre Zweige immer weiter ausgebreitet hat.
Wer könnte alle die guten Früchte des Christenthums zählen! Die Ehre,
welche von Christen Gott in der Höhe gegeben ward, schuf Frieden auf Erden,
alles Irdische ward geheiligt. Unter frommem Regiment, bei einem aufs Himm¬
lische gerichteten Sinn blühten Künste und Wissenschaften. Die Stärke der Völker
wuchs, und der Herr gab dem kleinen christlichen Europa die Herrschaft über die
heidnischen Welttheile, um ihnen das Evangelium zu bringen. Jeder Mißbrauch
dieser Herrschaft wird schwer gebüßt. Wenn Europa dessen vergißt, der
ihm Stärke und Segen verlieh, so wird seine Kraft zusammen¬
brechen und der Segen weichen.
23«. Die christliche Mission.
Sichtbar nahet mit Macht die Zeit, wo alle Reiche der Welt Gottes und
des Heilandes werden, aller Kniee sich beugen sollen in dem Namen Jesu Christi,
in welchem allein das Heil ist, und alle Zungen bekennen, daß Jesus Christ der
Herr fei, zur Ehre Gottes des Vaters.
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