Full text: Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands

Aus -er Naturkunde. 
Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du 
hast sie alle weislich geordnet, und die Erde ist voll 
deiner Güter. 
Psalm 104, 84. 
87. Der Löwe. 
Ein einziger Blick auf den Leib des Löwen, auf den Ausdruck seines 
Gesichtes, genügt, um der uralten Auffassung aller Böller, welche das könig- 
liche Thier kennen lernten, von Grund des Herzens zuzustimmen. Der Löwe 
ist der König der Raubthiere, ist der Herrscher im ganzen Reiche der 
Säugethiere. Der Löwe ist auch deshalb leicht von sämmtlichen übrigen Katzen 
zu unterscheiden. Seine Hauptkennzeichen liegen in dem stark gebauten, kräf¬ 
tigen Leibe mit der kurzen, glatt anliegenden, einfarbigen Behaarung, in dem 
breiten, kleinäugigen Gesicht, in dem Hcrrschermantel der wallenden Mähne, 
welcher sich um seine Schultern schlägt, und in der Quaste, welche seine 
Schwanzspitze ziert. Im Vergleich mit den anderen Katzen ist der Rumpf des 
Löwen kurz, der Bauch eingezogen, und der ganze Körper erscheint deshalb 
wohl kräftig, nicht aber plump. Die Augen sind klein und haben runde Sterne, 
nicht lange, wie bei der Katze; die Schnurrest sind in sechs bis acht Reihen 
geordnet. Vor allem ist es die Mähne, welche den männlichen Löwen aus¬ 
zeichnet und ihm das stolze, königliche Ansehen giebt. 
Ein Königömantel, dicht und schön, 
umwallt des Löwen Bryst als Mähn'; 
eine Königskrone wunderbar, 
sträubt sich der Stirne straffes Haar. 
Diese Mähne bekleidet in vollster Ausbildung den Hals und die Vorder¬ 
brust, hat aber so verschiedene Gestaltungen, daß man aus ihr allein mit Leich¬ 
tigkeit erkennen kann, ob der Löwe aus Süd- oder Nordafrika, oder aus Mit¬ 
telasien stammt. 
Das Vaterland des Löwen ist jetzt hauptsächlich auf Afrika beschränkt, wo 
er sich aus Furcht vor den Feuergewehren, z. B. am Cap der guten Hoffnung, 
schon über die Wohnsitze der Engländer, Holländer und Deutschen zurückgezogen 
hat, während er im Norden Afrikas vor den Franzosen in Algier zuriickweicht. 
In den frühesten Zeiten war er auch in Europa und zwar in Theilen des alten 
Griechenlands verbreitet, weit zahlreicher aber in Asien und dem ganzen Bereich 
der Länder, die um Palästina herumliegen. Auch scheint der Löwe im Alter- 
thunl viel häufiger gewesen zu sein, denn jetzt gerathen stets nur wenige Thiere
	        
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