Der Handel 
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bringt sie dahin, wo sie dringender begehrt und daher teuerer bezahlt 
wird; er führt hierdurch eine zweckmäßige örtliche und zeitliche Ver¬ 
teilung der Waren und zugleich eine teilweise Ausgleichung der örtli¬ 
chen Preisverschiedenheiten herbei. Endlich wird er auch nicht mit Un¬ 
recht ein Vorkämpfer der Kultur genannt, da vorwiegend er es ist, der. 
wenn auch zunächst nur materiellen Interessen nachgehend, die Ver¬ 
bindungen der Völker anknüpft und unterhält. Anderseits kommt 
es allerdings auch nicht selten vor, daß der Handel in schädliche Spe¬ 
kulationen ausartet und sich alsdann in Widerspruch setzt mit den all¬ 
gemeinen volkswirtschaftlichen Interessen? 
2. Man unterscheidet den lediglich zwischen Kaufleuten betrie¬ 
benen Großhandel und den Klein- oder Detailhandel 
zwischen Kaufleuten und Konsumenten. Zum Kleinhandel gehört 
auch der Höckerhandel (von offenem Stand aus), der Trödel- 
handel (mit gebrauchten Sachen) und der bereits (bei Nr. 1143) 
erwähnte Hausierhandel (ohne festen Verkaufsort, im Um¬ 
herziehen). 
Dem im Jnlande betriebenen sog. Binnenhandel steht der 
Außenhandel (Handel mit dem Auslande) gegenüber. Der 
letztere heißl Einfuhr- oder Ausfuhrhandel, je nachdem 
die Waren aus dem Auslande eingeführt oder aus dem Jnlande aus¬ 
geführt werden. Werden die eingeführten Waren ohne weitere Be¬ 
handlung wieder ausgeführt, so spricht man von Durchfuhr¬ 
handel. 
3. Wenn man den Gesamtwert der Warenausfuhr eines Landes 
dem Wert der gesamten Einfuhr gegenüberstellt, so erhält man die sog. 
Handelsbilanz dieses Landes? Zeigt sich hierbei, daß der Wert 
der ausgeführten Waren überwiegt, so nennt man die Handelsbilanz 
eine aktive, im umgekehrten Falle eine passive. In früherer 
Zeit (unter dem sog. Merkantilsystem, s. Nr. 905) hielt man eine 
1 Eine bei der heutigen industriellen Massenproduktion kaum zu ver¬ 
meidende Heimsuchung des Handels bilden die zeitweise auftretender 
sog. Handelskris en. Zumeist durch eine zu große Produktion von 
Waren (Ueberproduktion) oder auch durch zu geringen Verbrauch dersel¬ 
ben (Unterkonsumtion) entstehend, haben sie Absatzstockungen und Rück¬ 
gang der Preise zur Folge, und dauern so lange, bis durch Einschränkung 
der Produktion, Erstarkung der Konsumtions- oder Kaufkraft oder durch 
Erschließung neuer Absatzgebiete das richtige Verhältnis zwischen Waren¬ 
angebot und Warennachfrage wiederhergestellt ist. 
* Zum Zwecke der statistischen Feststellung des deut- 
schen Warenverkehrs mit dem Auslande haben unsere 
Zollbehörden über alle ein-, aus- und durchgeführten Waren genaue Auf¬ 
zeichnungen zu machen. Zur Deckung der hierdurch erwachsenden Kosten 
wird von den ein- oder ausgeführten nicht zollpflichtigen Waren eine 
niedrig bemessene statistische Gebühr erhoben. 
Glock, Biirgerkunde. 3 24 
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