25. Kolumbus, der Entdecker Amerikas
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waren mit dem üppigsten Pslanzenwuchse bedeckt, aber von Anbau zeigte sich keine
Spur; Herden nackter Menschen rannten tierähnlich umher und flohen beim Anblick
der fremden Menschen wie schüchterne Rehe. Allmählich jedoch wurden sie zutrau¬
licher und brachten Wurzeln, Früchte, Papageien und Fische herbei. Was sie an
Goldblechen hatten, gaben sie den gierigen Spaniern für gefärbte Scherben und
blinkendes Glas gern hin. Kolumbus ließ auf Haiti eine kleine Festung erbauen,
in welcher 38 Spanier zurückblieben; mit seinen übrigen Gefährten trat er dann
die Heimreise an, um die wichtige Entdeckung in Europa zu verkünden.
Ungeheurer Jubel begrüßte den Helden, als er in Spanien landete; der
König und die Königin überhäuften ihn mit Ehren; das ganze Land war in
Bewegung gesetzt durch die Nachricht von einer neu entdeckten Welt. In kurzer
Zeit hatten sich gegen 1500 Menschen zusammengefunden, die an einem neuen Zuge
teilnehmen wollten, und schon sechs Monate nach seiner Rückkehr trat Kolumbus
mit 17 Schiffen seine zweite Reise an. Er entdeckte auf derselben abermals
mehrere Inseln, hatte aber manche Widerwärtigkeiten und Drangsale zu erdulden.
Wie erschrak er, als er, in Haiti angekommen, die dort erbaute Festung zerstört
und von seinen zurückgelassenen Gefährten keinen mehr übrig fand! Das grausame
Betragen der Spanier gegen die armen Inselbewohner hatte diese zu gerechter
Notwehr gereizt; sie hatten alle ihre Peiniger erschlagen, die Feste zertrümmert
und sich in das Innere der Insel geflüchtet. Kolumbus gründete eine neue
Niederlassung; allein seine neuen Gefährten, die gemeint hatten, in der neuen
Welt Gold wie Sand auflesen zu können, verwünschten ihn, als sie nun Wild¬
nisse urbar machen und Äcker bauen sollten; viele von ihnen kehrten nach Spa¬
nien zurück, und auf ihre Anklage erschien ein Abgesandter des Königs, der
über das Verhalten des Koluinbus eine Untersuchung anstellen sollte. Das war
dem edlen Helden zu viel; mißmutig verließ er die Insel und eilte nach Spa¬
nien. Dort erkannte man auch seine Unschuld; doch vergingen zwei Jahre, ehe
er die nötigen Schiffe zu einer neuen Fahrt erhalten konnte.
Auf dieser dritten Reise entdeckte Kolumbus zuerst das feste Land des
neuen Erdteils. Er kam an die Küste von Südamerika, wo der Orinokostrom
sich in das Meer ergießt. Aus der Größe dieses Stromes merkte er, daß er
aus keiner Insel kommen könne. Er fuhr eine Strecke der Küste entlang und
wandte sich dann nach seiner Lieblingsinsel Haiti. Aber hier standen die Dinge
höchst traurig. Wüste Unordnung und Zwietracht zerrüttete die spanische Nie¬
derlassung; frecher als je zuvor, erhoben die Feinde des Kolumbus das Haupt.
Und als er nun mit Kraft gegen die Friedensstörer einschritt, da wandten sich
diese von neuem an den König und erhoben wider ihn die ärgsten Beschuldi¬
gungen. Abermals kam ein Gesandter aus Spanien, ein hochmütiger, gewalt¬
tätiger Mensch. Der mißbrauchte seine Macht so sehr, daß er ohne nähere
Untersuchung den Kolumbus gefangen nehmen, wie einen Verbrecher in Ketten
legen und nach Europa abführen ließ. So sah Spanien den großen Weltent¬
decker in Fesseln! Freilich gab man ihn sogleich wieder frei; allein die Beloh¬
nungen, welche man ihm früher zugesagt hatte, wurden ihm nicht zu teil.
Dennoch unternahm der kühne Mann noch eine vierte Reise. Auf derselben
hatte er furchtbare Gefahren zu bestehen. Nachdem alle seine Schiffe zu Grunde
gegangen waren, schmachtete er mit seiner Mannschaft acht Monate lang aus