Full text: Ergänzungsheft für die Provinz Hannover ([1])

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verlorenen Herzogtümer wieder zu gewinnen. Dies gelang zuerst mit^ 
Sachsen; fünf Jahre nach dem Tode seines Vaters erhielt er es ^ 
zurück. Nur die Mark Brandenburg war davon abgetrennt. Nachdem 
Heinrich volljährig geworden, suchte er auch Bayern wieder zu be-^ 
kommen. Die Zeit war günstig. Eben war Friedrich Barbarossa,! 
den nahe Verwandtschaft mit dem jungen Herzog verband, zum Kaiser j 
erhoben. Auf einem Reichstage zu Goslar gab er das Versprechen, j 
Hemrrch den Löwen zum bayrischen Herzoge zu machen, falls dieser! 
an Barbarossas Zrtge nach Rom teilnehmen wolle. Heinrich that es l 
m ^em ^a*fer treuer Freuud zur Seite, unterdrückte den! 
Aufstand, den die Römer während der Krönung anzettelten, uud rettete j 
^aifer mit eigener Lebensgefahr im Getümmel des Kampfes vom! 
Tode. Das hat Barbarossa dem Löwen nie vergessen. Sofort gab I 
er ihm Bayern zurück, und nun staudeu die beideu mächtigsten Herren I 
Deutschlands in^enger Freundschaft nebeneinander. Mit Vorliebe hielt 
sich Heinrich in Sachsen ans, wo inmitten feiner Erbgüter Braunschweig 1 
mit seiner Burg Daukwarderode ihm einen willkommenen uud sichern 1 
Wohnsitz bot. Die Stadt Braunschweig ist durch ihn groß geworden • • 
tote ihr, so verlieh er auch andern größern Orten Sachsens gerne I 
eta^t- und Marktrechte; er förderte Handel und Wandel im Lande I 
und suchte die herzogliche Gewalt immer mehr zu befestigen. Ebenso 3 
"äst- und machtvoll waltete er auch in dem von ihm eroberten Slaven- ; 
' lande, dem heutigen Mecklenburg, woselbst durch ihn mit dem Christen- i 
tunte sächsische Sprache und Sitte verbreitet wurde. Zum Zeichen \ 
seiner Macht lte| er vor seiner Burg in Brannschweig einen ehernen 1 
Löwen errichten. Das verschaffte ihm den Beinamen „der Löwe". Mit 
Recht konnte er von sich sagen: 
„Von der Elbe bis zum Rhein, 
* Von den Alpen bis zur See 
All' das Land ist mein". 
2. Aber die Freundschaft zwischen Kaiser und Herzog sollte getrübt 
werden. Barbarossa hatte in Schwaben mehrere welsische Besitzungen | 
gekauft, die Heinrich zu erben gehofft hatte. Darüber wurde dieser I 
f° verstimmt, daß er einer neuen Romsahrt auswich, indem er einen 1 
Zug nach dem Heiligen Lande unternahm. Als Barbarossa im f 
Jahre 1176 einen entscheidenden Schlag gegen die widerspenstigen I 
Italiener ausführen wollte, verließ ihn der Löwe ganz. Der Kaiser f 
mahnte ihn an Eid und Pflicht und an die Ehre des Reiches. Aber 
der Welse blieb kalt und dachte nur seines eigenen Vorteils. Da I 
ergriff den Kaiser die Angst um das Reich und den Ruhm seines f 
Hauses; er warf sich vor dem Herzog auf die Knie und bat um I 
Beistand. Es war vergebens. Der Löwe blieb bei seiner Weigerung, j 
Die Kaiserin richtete ihren Gemahl auf und sprach: „Stehe auf [ 
uud gedenke dieser Stunde, wie Gott ihrer gedenken wird". Der Kaiser 
mußte allein gegen die Italiener ziehen. Er wurde bei Legnano ge- I 
schlagen und mußte einen Frieden schließen, der alle seine Pläne in j 
Italien vernichtete.
	        
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