Full text: Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen

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sich hervorgegraben und die Stätte seiner Wohnung wieder erreicht 
hatte und sehen wollte, was aus den Deinigen geworden sei, — 
barmherziger Himmel! — da war nur Schnee und Schnee und kein 
Zeichen einer Wohnung, keine 5pur des Lebens mehr wahrzunehmen. 
Doch vernahm er nach langem, ängstlichem Rufen wie aus einem 
tiefen Grabe die Stimme seines Weibes unter dem Schnee heraus. 
Und als er sie glücklich und unbeschädigt hervorgegraben hatte, da 
hörten sie plötzlich noch eine bekannte und liebe Stimme. „Mutter, 
ich bin auch noch am Leben," rief ein Aind; „aber ich kann nicht 
heraus!" Nun arbeiteten Vater und Mutter noch einmal und 
brachten auch das Aind hervor, aber ein Arm war ihm gebrochen. 
Da ward ihr Herz mit Freude und Schmerz erfüllt, und von ihren 
Augen flössen Thränen des Dankes und der Wehmut. Die zwei 
andern Ainder wurden auch noch herausgegraben, aber tot. 
In allen Bergkantonen der Schweiz, in Bern, Glarus, Uri, 
Schwyz, Graubünden, sind in einer Nacht und fast in der nämlichen 
Stunde durch die Lawinen ganze Familien erdrückt, ganze Viehherden 
mit ihren Stallungen zerschmettert, Matten und Gartenland bis auf 
den nackten Felsen hinunter abgeschürft und weggeführt und ganze 
Wälder zerstört worden. In dem einzigen kleinen Aanton Uri sind 
fast mit einem Schlage elf Personen unter dem Schnee begraben, 
gegen 30 Häuser und mehr als soO Heuftälle zerstört worden und 
339 Stück Vieh umgekommen. 3. peter Hebet. 
227. Kamerun. 
1. Der Kamerunfluss hat in seinem untern Lauf zu beiden 
Seiten äusserst flache und sumpfige Ufer, denen Hunderte von nie¬ 
drigen Inselchen vorgelagert sind. Die Flussufer und Inseln werden 
zweimal täglich von der Flut weithin überschwemmt, und sie wür.den 
selbst zur Ebbezeit wenig hervortreten, wenn sie nicht bewaldet wären. 
Sie sind jedoch die Heimat des Mangrovebaumes, der hier undurch¬ 
dringliche Wälder bildet. Die Wurzeln dieses seltsamen Baumes 
stecken nur zum geringsten Teil im Erdreich, im übrigen erheben 
sie sich über den Boden, so dass die Bäume gleichsam auf Stelzen 
ruhen. Zur Flutzeit wird das ganze Wurzelgeflecht vom Wasser 
bedeckt; die Wälder scheinen alsdann auf dem Wasserspiegel zu 
schwimmen. Der Mangrovebaum mit seinem prächtigen, blaugrünen 
Laub gedeiht nur da, wo das Meer- mit dem Süsswasser sich mischt 
und eine halbsalzige oder brackige Beschaffenheit annimmt. 
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