D. M-er aus -rr vaterländischen
Geschichte.
229. Die alten Deutschen.
Über Land und Leute im alten Germanien berichtet ums Jahr 100 n. Chr. der
römische Geschichtsschreiber Tacitus u. a.:
1s. Das Ccrnd. Obwohl Germanien im einzelnen Abwechslung
barbietet, so ist es doch im allgemeinen entweder voll von schaurigen
Wäldern oder unheimlichen Mooren. Eine wunderbare Erscheinung
bietet der Urwald. Er erfüllt das ganze Germanien, auch das un¬
bewaldete, mit dichtem Nebel und fügt zur Kälte noch die Dunkelheit.
Der Boden ist an Korn ziemlich ergiebig, dem Obstbau nicht
günstig, reich an Vieh; doch ist dieses meist von kleinem Schlage.
Eine zahlreiche Herde ist die Freude des Germanen, sein wertvollster
Reichtum.
Die zun: Ackerbau bestimmten Felder werden von der ganzen
Gemeinde als Gesamtbesitz angesehen und nach Schätzung unter die
Mitglieder verteilt. Bei der großen Ausdehnung der Fluren macht
die Teilung keine Schwierigkeiten. Von dem bestellbaren Boden wird
abwechselnd immer nur ein Teil für den Ackerbau benutzt, das übrige
bleibt brach liegen.
2. Wohnung und Aleidung. Die Wohnungen liegen
abgesondert und zerstreut, wie gerade ein Quell oder Hain zur An¬
siedlung einlud. Die Dörfer sind nicht in geschlossenen Häuserreihen
gebaut. Mit einem freien Raume umgiebt jeder sein Haus. Steinbau
und Ziegeldach sind nicht bekannt. Alles ist von Holz, plump und
ohne Rücksicht aus Form und gefälliges Aussehen. Auch pflegen sie
unterirdische Höhlen zu graben, die sie mit vielem Dung bedecken, als
Zuflucht für den Winter und Aufbewahrungsort für die Feldfrüchte. —
Als Volkstracht dient allgemein ein Mantel; eine Spange oder,
wenn diese fehlt, ein Dorn hält ihn zusammen. Die Wohlhabenden