Der französische Krieg.
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vorgehen. Aber der Abmarsch war nicht vollendet. Nur der Kaiser selbst
war mit einer kleinen Abteilung abgezogen (15. August). Wieder in der
irrigen Meinung, die feindliche Nachhut erreicht zu haben, ließ sich das 3. Corps
am 16. August von Gorze aus mit dem gewaltig überlegenen Gegner in den
Kampf ein und drängte diesen, der mit einem kräftigen Stoße die kühnen
Angreifer hätte zur Seite werfen können, von Vionville bis Rezonville
gegen Metz zurück. Gegen das verheerende Artilleriefeuer, welches Marschall
Canrobert auf die Division Buddenbrock bei Vionville richtete, schaffte nur
der „Todesritt" der Kavalleriebrigade Bredow, Magdeburger Kürassiere
und Altmärkische Ulanen, Luft. Der Donner der Geschütze lockte endlich Hilfe
herbei. Das 10. Corps, von Thiaucourt kommend, unter Voigts-Rhetz, nahm
den Kampf gegen zwei französische auf, die von dem bereits begonnenen Ab-
marsch abließen. Bei Mars-la-Tour opferte sich abermals Kavallerie, die
1. Gardedragoner unter dem Grafen Brandenburg, für die bedrängte In-
fanterie: ein furchtbarer Reiterangriff einer ganzen Division und einer
Brigade wird von 22 Schwadronen zurückgewiesen, ein erneuter Vorstoß auf
den rechten Flügel gleichfalls. Noch bis in die Nacht hinein knatterten die
Gewehre. Der Tag hatte blutige Opfer gefordert, auf beiden Seiten lagen
16 000 Mann tot oder verwundet, aber er hatte für die Deutschen den Er-
folg: Bazaine war die südliche Straße nach Verdun verlegt.
Jetzt galt es, auch dem Abzug in nördlicher Richtung einen Riegel
vorzuschieben. Fast alle Corps der I. und der II. Armee, welche den Marsch
nach der Maas aufgab, sammelten sich auf dem linken Ufer der Mosel. Nach
dem Plane des Generalstabschefs sollte das sächsische (12.) Corps und das
Gardecorps, die den linken Flügel einnahmen, in weitem Bogen den rechten
Flügel des Feindes umfassen, während das 9. Corps das Centrum angriff, das
7. und 8. Corps (I. Armee) den linken Flügel des Feindes beschäftigte. Bazaine
hatte in der von vorlagernden Wäldchen gedeckten Hochebene von Ronenurt
bis Rozerieulles ein stark befestigtes Lager bezogen, die Strecke von
IV2 Meilen mit 180 000 Mann besetzt. Den Schlüssel der Stellung
bildete das von Natur feste und künstlich verstärkte Dorf St-Privat (füd-
lich von Roncourt), von wo aus das 6. Corps der Franzosen unter Canrobert
die Ebene beherrschen konnte. Hier sollte die Umfasfung geschehen, ein fast
unausführbar scheinendes Unternehmen. Und dennoch, während im Centrum
das 9. Armeecorps gegen Amanvillers, wo das 4. französische Corps unter
Ladmirault und etwas südlich das 3. unter Leboeuf (dahinter bei Plappeville die
Reserve, die Garde unter Bourbaki) standen, und auf dem rechten Flügel das 8.
und 7. Armeecorps von Gravelotte aus gegen die den Meierhof St-Hubert
umgebenden festen Punkte von Moscou (nördlich) und Point-du-Jour, die
Frossard mit dem 2. Corps hielt, vergeblich ihre Kraft erschöpften, ja