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Hinterfuß. Der Hahn aber, der vom Lärmen aus dem Schlafe geweckt
und munter geworden war, rief vom Balken herab: „Kikeriki!" Da
lief der Räuber, was er konnte, zu feinem Hauptmann zurück und
sprach: „Ach, in dem Hause sitzt eine greuliche Hexe, die hat mich an¬
gehaucht und mit ihren langen Fingern mir das Gesicht zerkratzt;
und vor der Thür steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich
ins Bein gestochen; und auf dem Hofe liegt ein schwarzes Ungetüm,
das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen. Oben auf dem
Dache aber sitzt der Richter, der rief: ,Bringt mir den Schelm £)er!<s
Da machte ich, daß ich fortkam."
Von nun an getrauten sich die Räuber nicht wieder in das Haus.
Den vier Bremer Musikanten gefiel's aber so wohl darin, daß sie
nicht wieder heraus wollten. Brüder Grimm.
61. Das Riesmsprelzmg.
1. Burg Nideck ist im Elsaß der Sage wohl bekannt,
die Höhe, wo vorzeiten die Burg der Riesen stand;
sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer;
du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.
2. Einst kam das Riesenfräulein ans jener Burg hervor,
erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Thor
und stieg hinab den Abhang bis in das Thal hinein,
neugierig zu erkunden, wie's unten möchte sein.
3. Mit wen'gen raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald,
erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald,
und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld
erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt.
4. Als jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut,
bemerkt sie einen Bauern, der seinen Acker baut;
es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar,
es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar.
5. „Ei, artig Spielding!" ruft sie, „das nehm' ich mit nach Haus."
Sie knieet nieder, spreitet behend ihr Tüchlein ans
und feget mit den Händen, was da sich alles regt,
zu Haufen in das Tüchlein, das sie zusammen schlägt,