Full text: Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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den von nützlichen Dingen, vom groben Segeltuch bis zu den 
feinsten Brüsseler Spitzen, vom armdicken Schiffstau bis zum haar¬ 
feinen Faden. Die Zellulose wird durch Pressen und Durchtränken 
mit gewissen Flüssigkeiten auf eine hohe Stufe von Härte, Festigkeit 
und'Leichtigkeit gebracht. In diesem Zustande werden Näder, 
Wände u. dgl. daraus hergestellt. 
Die Baumwolle ist das Samenhaar der Baumwollen¬ 
pflanze, die namentlich in den Südstaaten der Union, in Mexiko, 
Südamerika und Ostindien gedeiht. Die Plauze gehört zu den 
Malvengewächsen, ist meist strauch- oder krautartig, erreicht aber 
auch die beträchtliche Höhe von vier bis sechs Metern. Die An¬ 
pflanzung muß jedes Jahr erneuert 
werden, da die ausdauernden Ar¬ 
ten weniger erträglich sind. In 
Nordamerika, das den Markt be¬ 
herrscht, werden jährlich etwa neun 
Millionen Ballen zu je vier Zent¬ 
nern erzeugt. Da die Faser an 
dem etwa erbsengroßen Samen¬ 
korn festgewachsen ist, muß sie von 
diesem erst gelöst werden, was an 
Ort und Stelle durch die Egrenier¬ 
maschinen geschieht. Je vollkom¬ 
mener der Entkörnungsprozeß voll¬ 
zogen wird, desto weniger Neste 
von zerdrückten Samenkörnern ent¬ 
hält der Stofs und desto höher 
steht er im Werte. Alsdann wird 
der Rohstoff in einzelnen Lagen 
vorgepreßt, in großen hydrau¬ 
lischen Pressen auf einen mög¬ 
lichst kleinen Rauminhalt zusammengedrtickt und, in Jutesäcke oder 
Tierhäute eingenäht, versandt. Die Faser, die wie beim Flachs 
aus fast reiner Zellulose besteht, ist zumeist weiß, mit schwachem 
Stich ins Gelbliche oder Graue. 
In europäischen Fabriken wird der den Baumwollenballen 
entnommene Rohstoff noch vielfach weiter verarbeitet, bis er in 
gebrauchsfertige Stoffe umgewandelt ist. 
Die Baumwolle geht durch 12 Reinigungs-, Wurf-, Hechel-, 
Dresch- und Siebwerkzeuge, bis sie zuletzt blendend weiß, wunder¬ 
schön als ein sich senkender Schnee hinsäuselt, aber ohne sichtbare 
Zwischenräume, nicht als Flocken. Nachdem die gleichsam flüssige 
Baumwolle zu großen Rollen geformt ist, wandert sie zu den 
Krempel- und Kämmmaschinen, vor: wo sie den Ziehmaschinen 
überliefert wird, die in wunderbar künstlicher Weise den luftigen 
Stoff zu Fäden verarbeiten. 
Die Baumwollwebereien liefern glatte, geköperte, gemusterte 
und sammetartige Stoffe; wir nennen: Schirting, Domestik undMexi- 
Fig. i. Die Baumwolle.
	        
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