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und nachträglich einbrennt. Von glasiger Beschaffenheit ist auch das
Steingut.
In großen Mengen lagert in der Erde kohlensaurer
Kalk. Dichter Kalkstein, Kreide, Kalkspat und Marmor sind be¬
sondere Arten desselben. Der dichte Kalkstein wird in den Brenn¬
öfen bis zur Notglut erhitzt, wobei die Kohlensäure entweicht. Der
um die Hälfte leichter gewordene Stein heißt gebrannter Kalk. Im
Wasser erhitzt sich dieser unter schwachem Aufblähen und zerfällt.
Es entsteht eine breiartige, weiße Masse, der gelöschte Kalk, aus dem
unter weiterem Zusatz von Wasser und unter Umrühren die Kalk¬
milch sich bildet. Diese wird zum Weißen der Stubendecken gebraucht.
Kalkmörtel, ein Gemenge von gelöschtem Kalk und Sand
oder Kies und einem Zusatz von Wasser, wird durch Verdunstung
des Wassers und Aufnahme der Kohlensäure der Luft immer fester
und härter und findet deshalb als Bindemittel im Hochbau die
beste Verwendung. Zementkalkmörtel wird durch geringen
Zusatz von Portlaudzemeut hergestellt und dadurch sehr verbessert.
Der Kalk des Mörtels wird durch die Aufnahme der Kohlensäure
allmählich in steiuharten kohlensauren Kalk verwandelt, aus dein er
durch Brennen und Löschen entstanden war. Hierbei gibt er das
Wasser wieder ab, das nur durch Verdunsten beseitigt wird. Des¬
halb werden Neubauten feucht, kalt und ungesund, wenn das Aus¬
trocknen der Wände nicht vor dem Bewohnen der Räume durch
fleißiges Lüften beschleunigt wird.
K ü n st l i ch e r Zement oder hydraulischer Kalk,
auch Portlandzement genannt, der zu Bauten über und unter Wasser
geeignet ist, wird aus kohlensaurem Kalk und Ton her¬
gestellt, die man in geeignetem Verhältnis auf das innigste mengt,
scharf glüht und dann zermahlt. In der Luft und im Wasser ent¬
stehen aus der grünlich-grauen, gleichmäßig feinen und mit Wasser
angesetzten Masse allmählich Verbindungen des Kalkes mit Kiesel¬
säure und Tonerde, die steinhart sind. Je nach der Art erhärtet
er in zehn Minuten bis sechs Stunden, so daß er vom Fingernagel
keinen Eindruck mehr annimmt. Zur Herstellung des Zement¬
mörtels setzt man dem Zementpulver außer Wasser gewöhnlich auch
Sand zu. Das Wasser muß klar und schlammfrei sein und im
Durchschnitt die Hälfte der herzustellenden Masse ausmachen. Ist
der Sand vollkommen trocken, so kann er zuerst für sich mit dem
Zement vermischt werden; andernfalls ist zunächst der Zement mit
dem Wasser zu mischen und erst dann der Sand zuzusetzen. Vor¬
aussetzung für die Wirksamkeit der Masse ist ihre gründliche Durch¬
arbeitung vor der Anwendung. Da auch für die allmähliche Er¬
härtung des Zements Wasser erforderlich ist, muß das damit her¬
gestellte Luftmauerwerk vor dem raschen Austrocknen bewahrt, dem¬
nach vor Zug und Sonne, sowie vor sonstiger äußerer Wärme mög¬
lichst geschützt werden; auch ist er bei großer Lufttrockeuheit längere
Zeit angefeuchtet zu erhalten. Mit Wasser angemachter Portland¬
zement wird mit Steinbrocken gemengt und in zerlegbare hölzerne
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