Full text: Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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3—5% Kohlenstoff und bildet bet 1200° C eine dickflüssige Masse, 
die alle Teile der aus Sand gebildeten Form leicht ausfüllt. Es 
ist hart und spröde und auf dem Bruche körnig. Man kann es 
Wohl feilen, bohren und abdrehen, aber nicht schmieden. 
Das Stab- oder Schmiedeeisen enthält höchstens 
% % Kohlenstoff. Um Schmiedeeisen zu gewinnen, wird das Roh¬ 
eisen in Stücke zerschlagen, vorgewärmt und im P u d d e l o f e n 
langsam zum Schmelzen gebracht. Der Arbeiter schiebt durch ein 
Loch in der Tür eine Stange in den Ofen und dreht und wendet 
stundenlang die Eisenmasse und knetet die nach und nach zu einem 
Teig erweichte Masse durch. Da etwas Kalkstein zugesetzt wurde, 
scheiden sich wieder Schlacken ab. Ein Teil des Kohlenstoffs ver¬ 
brennt, und die Eisenteile vereinigen sich zu Eisenballen, Luppen 
genannt, die der Arbeiter in Stücke zerlegt. Sind die Stücke gar, 
so kommen sie einzeln unter den Dampfhammer, der die glühende 
Luppe wie einen Schneeball zusammenguetscht, daß die zähe Schlacke 
herausquillt, und die Funken durch das weite Gebäude fliegen. So 
entsteht ein fester Eisenblock, der nun geglüht und dann zwischen 
mächtige Walzen gebracht wird, die ihn schnell zu langem Stabeisen 
ausrecken, das der Schmied und der Schlosser verarbeiten. Durch 
die Walzen werden dem Eisen alle gangbaren Formen gegeben; 
man erhält Quadrateisen, Flacheisen, Rundstäbe, Bandeisen, Winkel- 
eisen u. s. w. Das Stabeisen ist zähe und deshalb schmiedbar und 
läßt sich zu feinem Draht ziehen und zu dünnen Blechen auswalzen. 
Beim Verarbeiten ninnnt es Politur und weiße Farbe an. Da es 
geringe Härte besitzt, ist es zu schneidenden Werkzeugen wenig geeig¬ 
net. Will man einzelne Stücke innig vereinigen, so macht man sie 
rotglühend und legt sie aufeinander. Das nun weiche Eisen läßt 
sich durch Hämmern sehr innig verbinden oder zusammen¬ 
schweißen. 
Der Stahl, der %—2% Kohlenstoff enthält, ist hart und 
zäh und nimmt eine schöne Politur und lebhaften Glanz an. 
Wird Stahl glühend gemacht und durch Eintauchen in kaltes 
Wasser plötzlich abgekühlt, so ist gleichsam seine Natur 11111=' 
gewandelt; denn er ist nachher in hohem Grade spröde, also 
unschmiedbar, aber so hart, daß er Glas ritzt. Aus gehärtetem 
Stahl bestehen alle Werkzeuge, die große Härte erfordern, wie 
Feilen und Bohrer. 
Man bereitet den Stahl aus dem Gußeisen, indem man dem 
letzteren den Kohlenstoff nur teilweise entzieht, oder aus Schmiede¬ 
eisen, dem er wieder zugesetzt wird. Will man aus dein Roh¬ 
eisen im Puddelofen den sog. P u d d e l st a h l erhalten, so muß 
man Spiegeleisen nehmen und den Prozeß so rechtzeitig unter¬ 
brechen, daß das Metall noch die erforderliche Menge Kohlen¬ 
stoff behält. Als der beste, aber auch teuerste gilt der Tiegel- 
stahl, den man erhält, wenn man Puddelstahl, Roh- und 
Schmiedeeisen so mischt, daß das Gemisch den gewünschten 
Prozentsatz an Kohlenstoff enthält, die zubereitete Masse in ver-
	        
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