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schöne Obst gar süß und angenehm, und unsere Eltern geben 
uns davon so viel uns gut ist. 
Auch wir haben noch eine ganz besondere Freude im 
Sommer, deren ich doch auch erwähnen muß. Das sind die 
Sommer- oder Hundstagsferien, wo ans zwei oder 
drei Wochen die Schule geschlossen wird. Es ist wohl eine 
schöne Sache um das Gehen in die Schule, und jedes gute 
Kind wird sich nicht dazu treiben lassen, sondern mit Freu¬ 
den seine Bücher zur Hand nehmen am Morgen, um den 
Weg in die Schule anzutreten. Aber es ist doch auch schön, 
wenn man einmal auf einige Tage von dem täglichen Schul¬ 
gehen frei ist, und daheim mit den kleinen Geschwistern spie¬ 
len, oder mit den Eltern nachmittags spazieren gehen kann. 
Auch gehen die Kinder nach solchen Ferien noch einmal so 
gern in die Schule. 
29. August. 
Heiß brennt der Mittag; glühend wirft die Sonne senk¬ 
rechte Strahlen auf die Felder hin. Leer sind die Straßen, 
Wandersleute und Fuhrleute sind eingekehrt. In kühler Wirts¬ 
hausstube sitzen sie beim Mittagbrod und plaudern, indes 
die Gäule schlafen auf dem Hof. Die Rinder auf den Fel¬ 
dern ruhen im Grase und widerküuen behaglich vor sich hin, 
und dicht gedrängt zusammen stehn die Schafe und strecken 
matt den Kopf zur Erde nieder, eins in des andern Schatten. 
Mücken summen und Käfer schwirren brummend durch den 
Busch. Weithin in voller Mittagssonne Brand dehnt Feld 
an Feld sich hin mit goldnem Korn, hier nur erst halb ge¬ 
reift und ungeschnitten, dort stehn gemäht schon Garben neben 
Garben, in Reihen hoch getürmt, und in dem Schatten der 
Garben ruhn die Schnitter von der Müh'. Das gab heut' 
saure Arbeit, und im Schweiß des Angesichts verdienten sie 
ihr Brod. Doch wer die schwere Mühe freudig thut, dem 
bleibt der Segen auch zuletzt nicht aus, und wer, selbst arm, 
durch seiner Hände Werk den armen Brüdern Nahrung schafft 
und Brod, dem lohnt ein fröhlich Herz. Das ist ein Schatz, 
der doch allein nur glücklich macht. 
30. Die Fülle des Sommers. 
Kaum, dass man ein Blatt findet, des nicht zahlreich 
bewohnt wäre! kaum, dass wir einen Schritt thun können,
	        
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