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hauen, bereit Nadeln und junge Sprossen von den Renntieren
gefressen werden; dennoch sterben oft sehr viele.
Die zahmen Renntiere machen den ganzen Reichtum
vieler nordischer Völker aus. Sie vertreten die Stelle der
Pferde; denn man spannt sie vor den Schlitten und fährt
mit ihnen Meilen weit. Man behauptet, daß ein Nordlän¬
der mit dem Renntierschlitten zwanzig und mehrere deutsche
Meilen in einem Tage zurücklegen könne. Die Renntiere
vertreten aber auch die Stelle des Rindviehes. Man melkt
sie. Die Milch ist so dick wie Rahm, schmeckt vortrefflich
und nährt so stark, daß man höchstens ein Nösel trinken
kann, und so viel giebt das Renntier auch nur täglich.
Durchs bloße Schütteln der Milch erhält man Butter. Der
Käse schmeckt gleichfalls sehr gut. Das Fleisch ziehen selbst
Europäer dem Hirschfleiche vor. Das Blut ißt man in
Suppen, und das Mark gehört zu den Leckereien. Das
dicht behaarte Fell kleidet den Nordländer vom Kopfe bis
auf die Füße tmd liefert ihm zugleich Materialien zu Zelten,
warmen Winterwohnungen und Betten. Die Sehnen dienen
statt des Zwirns, ans den Knochen werden Nadeln, Messer,
Löffel und ans den Klauen Trinkgeschirre gemacht.
18. Das Kamel.
Der Morgen dämmert über die Wüste; die Karavane
schreitet in langem Zuge die kahle endlose Ebene hin und
fördert ihre Schritte nach dem einförmigen Ton der Pfeife.
Die Kamele sind mit Ballen beladen, mit Tüchern bedeckt;
auf ihnen sitzen die Mauren mit bunten Turbanen und
Mänteln, mit Dolch und Säbel, ihren unzertrennlichen Ge¬
fährten. Den Kamelen zur Seite gehen die Sclaven, im
schwarzen Angesichte das bleiche Auge. Voran reitet ein
brauner, hagerer Araber, der rohe, gebietende Herr des Zuges.
Alles, ein buntes Gewimmel, ist in eine Wolke von Staub
gehüllt. Die Sonne steigt empor; die Karavane kehrt sich
ihr entgegen, begrüßt den Herrn der Schöpfung. Und höher
hebt sich die Sonne, ihre Glut strahlt herab und wieder
von der Erde auf. Die wunden Sohlen schmerzen, die
Glieder ermatten; brennender Durst peinigt jeden. Kein
Strom zieht die Silberwelle durch ein frisches Grün, weit¬
hin ist kein Gesträuch zu erspähen. Auf heißem, schattenlosem