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die geliebte Schwester darnieder lag. hatte er sie nicht ver¬
lassen wollen. Jetzt düucht' es ihm. als sei der Frühling
nie so schön gewesen, denn er sah und empfand ihn mit einem
frommen und liebevollen Herzen.
§. 3. Der fröhliche Knabe lief bergauf, bergab. Wohin
er seine Schritte lenkte, da sangen Nachtigallen, flatterten
Sommervögel; und wo ein Hügel sich erhob, da blühten lieb¬
liche Blumen. Er aber ging und sang und hüpfte von einer
Blume zur andern. Seine Seele war heiter, wie es über
ihm der Himmel war. und sein Auge glänzte, wie das Börn-
lein glänzt, was aus Felsen quillt.
§. 4. Endlich war sein Körbchen voll der schönsten
Blumen, und oben darüber lag ein Kranz von Felderdbeeren,
wie Perlen an einem Grashalm gereiht. Lächelnd blickte der
glückliche Knabe in sein volles Körbchen, lagerte sich da. wo
weiches Moos den schattigen Hügel bedeckte, und horchte dem
Wechselgesange der Nachtigallen.
Aber er hatte sich müde gefreut; selbst der Jubel des
Feldes und das Lied der Nachtigallen schläferten ihn ein.
§. 5. Ruhig schlummerte der holde Knabe. Siehe, da
erhob sich am Himmel ein Gewitter. Dunkel und schweigend
zog das Gewölk herauf; Blitze leuchteten, und die Stimme
des Donners tönte immer näher und lauter. Als jetzt plötz¬
lich der Wind in den Ästen der Eiche brauste, da erschrak
der Knabe und erwachte. — Ringsum sah er den Himmel
von drohenden Wolken verhüllt; kein Sonnenstrahl erleuch¬
tete das Feld. Dem Erwachen folgte, ehe er recht seiner
selbst bewußt war, ein heftiger Donnerschlag. Der arme
Knabe stand betäubt von diesem Wechsel der Dinge.
§. 6. Schon rauschten dicke Regentropfen durch das Laub
der Eichen. Da raffte der erschrockene Erich sein Körbchen
auf und entfloh. Das Gewitter war über seinem Haupte.
Regen und Sturm nahmen überhand; der Donner rollte
schrecklicher; das Wasser strömte aus seinen Locken und von
seinen Schultern. Kaum vermochte er seines Weges zu wan¬
dern. Plötzlich faßte ein heftiger Windstoß das Körbchen in
der Hand des Knaben und zerstreute alle seine sorgsam ge¬
sammelten Blumen über das Feld hin.
§. 7. Da entstellte sich seine Geberde, und mit zürnendem
Unmuthe schleuderte er nun auch das leere Körbchen zu
seinen Füßen auf den Boden. Laut weinend und durchnäßt
K a h!s Lesebuch. 2