18 
erreichte er endlich die Wohnung seiner Eltern. — Weiser 
Sohn der Erde, ist dein Unmut und die Gestalt deines 
Zürnens liebreicher, wenn dir ein Wunsch versagt ward, oder 
ein Plan mißlang? — 
§. 8. Bald verzog sich das Gewitter, und der Himmel 
klärte sich wieder auf. Die Vögel begannen von neuem ihre 
Lieder, der Landmann seine Arbeit. Die Luft war reiner 
und kühler geworden, und eine süße Ruhe herrschte da, wo 
kaum noch Stürme gebraust hatten. Dem neugetränkten Ge- 
stlde entquoll Stärkung und Wohlgeruch. Alles schien er- 
neuert und verjüngt, als käme die Natur so eben erst aus 
den Händen ihres Schöpfers und die Bewohner des Feldes 
blickten mit dankbarer Freude zu dem fernen Gewölk empor, 
was ihren Fluren Segen und Gedeihen gebracht hatte. 
§. 9. Bald lockte der heitere Himmel den verscheuchten 
Knaben von neuem in das Gefilde. Beschämt über seinen 
Unmut ging Erich in der Stille zuriick, damit er sein wegge¬ 
worfenes Körbchen wieder finde und abermals mit Blumen 
fülle. Er fühlte sich neu belebt. Der Hauch der kühlern 
Luft, der Geruch des Feldes, das Laub der Bäume, der 
Gesang des Waldes, alles schien ihm jetzt doppelt schön. 
Das beschämende Bewußtsein seines thörichten und ungerech¬ 
ten Unmutes machte seine Freude sanfter und bescheidener. 
§. 10. Noch lag das Körbchen da, wo der Hügel sanft 
sich abdachte. Eine Brombeerstaude hatte es zurück gehalten 
und gegen die Gewalt des Windes geschützt. Dankbar blickte 
der Knabe die Stande an und löste das Körbchen, aber wie 
froh war sein Erstaunen, als er um sich herschaute. Das 
Feld glänzte wie ein Sternenhimmel. Weil es geregnet hatte, 
waren tausend frische Blüten hervorgesproßt, tausend Knos¬ 
pen geöffnet, und auf den Blättern perlten Tautropfen. 
Erich schwärmte still entzückt umher, wie eine emsige Biene, 
und pflückte. 
§.11. Da neigte sich die Sonne zum Untergange, und 
der fröhliche Knabe eilte mit vollem Körbchen zur Heimat. 
Wie entzückte ihn sein Blumenschatz und der Perlenkranz 
seiner frisch gesammelten Erdbeeren. Die untergehende Sonne 
umstrahlte sein freundliches Antlitz, während er heimwandelte. 
Aber noch freundlicher glänzte sein Auge, als er den Dank 
und die Freude der zärtlichen Schwester vernahm. „Nicht 
wahr," sagte die Mutter, ,chie Freuden, die wir An-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.