316
genannt werden. (Ein solches Pflanzentier ist auch der Badeschwamm,
der ebenfalls aus dem Meere kommt). — Aber auch in der
Luft herrscht zur Zeit der Ebbe ein reges Leben, denn die
Strandvögel: die Möven, die Störche und selbst die Schnepfen
machen sich heran und flattern und wandeln am Strome oder
auf den entblößten Lagunen (Tiefen und Inseln im Meere), um
auf Seegewürm Jagd zu machen. Während der Flutzeit aber,
bei deren Heranrücken die Menschen, die Fischer, die Austern-
und Krabbensucher die Flucht ergreifen, ist den Strandvögeln ein
Teil ihrer Nahrung entzogen, und sie sitzen dann ruhig am Lande,
auf den Wiesen und hinter den Deichen, sich behaglich dem Ge¬
schäfte der Verdauung überlassend.
14. Großbritannien.
Nördlich von Frankreich liegt das Jnsclreich Großbritannien. Es
besteht aus den beiden größeren Inseln Großbritannien (England und
Schottlands und Irland und einigen Gruppen kleinerer Inseln. Im Westen
dieses Jnselrcichs fluten die Wogen des unermeßlichen atlantischen Oceans.
Die lange Ostküste wird von der Nordsee bespült; von Frankreich ist es
durch die Straße von Calais (sprich Kalä) getrennt und zwischen Gro߬
britannien und Irland flutet die irische See.
Der nördliche Teil der größeren Insel heißt Schottland. Es ist
ein hohes, felsiges Bcrgland. Je weiter nach Norden man gelangt, desto
höher und wilder werden die Bergen. Zwischen ihnen ziehen sich ungeheure
Moore und Haiden hindurch. Auf diesen Bergen lebt das kräftige Geschlecht
der Bergschottcn. Seinen Unterhalt gewinnt es von Fischerei, Jagd und
Viehzucht. Die Berge des Landes sind reich an Metallen und Steinkohlen.
In den südlichen Strichen gibt es auch fruchtbare Thäler; in einem der¬
selben liegt E din bürg, die Hauptstadt des Landes.
England ist weit größer, als Schottland. Hier wechselt Bergland mit
weiten und fruchtbaren Niederungen ab. Unter seinen Gebirgen ist das
Gebirge von Wales (sprich Wäls), im Westen der Insel, das bekannteste.
Im Innern desselben lagern unermeßliche Schätze von Eisen, Kupfer. Zinn
und Steinkohlen. Die Thäler Englands durchziehen wasserreiche Flüsse, die
indessen nur einen kurzen Lauf haben. Der Hauptfluß ist die Themse,
welche in die Nordsee geht. Außerdem durchschneiden unzählige Kanäle das
Land nach allen Richtungen.
Die Luft ist wegen der Nähe des Meeres beständig feucht und neblig,
ganz heitere Tage gibt es wenige im Jahre. Aber die Feuchtigkeit der
Luft und die häufigen Regen machen das Gras der Wiesen grün und saftig.
Auf ihnen weiden die schönsten Rinderherden. Die Felder sind fruchtbar
und werden sorgfältig bestellt. Das Land ist übersäet mit Dörfern ; präch¬
tige Landhäuser erheben sich allcrwärts, von herrlichen Lustwäldern, lieblichen
Gürten und fruchtbaren Ackern umkränzt. In den englischen Städten
herrscht ein außerordentlicher Gewerb-und Kunstfleiß. Inden unzähligen
Fabriken fertigt man vorzüglich Baumwollen-, Seiden-, Eisen- und Stahl¬
waren, die auf alle Marktplätze der Welt verschickt werden. Die englische
Handelsflotte zählt über 30,000 Schifte. In die geräumigen Häfen der
großen Handelsstädte an der Küste laufen beständig Schiffe aus allen Tei-