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255. Die Belehnung Friedrichs I. mit der Mark
Brandenburg.
\. Zu Konstanz an dem Markte
saß Kaiser Sigismund;
ihm war von Gram und borgen
die Sele krank und wund.
2. „Wohin ich blick' im Reiche,
ksader und Zwistigkeit,
es wankt der alte Glaube,
es seufzt die Christenheit.
3. Allein von allen borgen
die schwerste, die ich fand,
das bist doch du dort oben,
du Brandenburger Land!
RAch weckt zu Nacht im Traume
ein klagendes Geschrei:
Wir sterben und verderben;
hilf, Kaiser, komm herbei!
3. Bon Elbe bis zur Oder
Lchlachtlärm und Kampf und Blut,
zerbrochne Sädtemauern,
Dörfer voll Schutt und Glut.
6. Berbrechen ohne Strafe,
die Unschuld ohne Schutz;
denn wer im Bügel sitzet,
beut dem Gesetze Trutz.
7. Wo finde ich im Reiche
den Wann von cherz und bsand,
der vom Berderben rette
mein Brandenburger Land?"
8. Da schüttelten die Lsäupter
die Fürsten und die Herrn.
„Wer will die märk'schen Wölfe
in einen Käfig sperrn?
9- Wer will sein Haus erbauen
dort zwischen Bruch und Sank?
Biel besser ist's, wir bleiben
in unserm schönen Land."
s0. Und aus den Reihen allen
vortrat ein einz'ger Wann,
und aller Augen blickten
den einen staunend an.
\ \. Das war von Hohenzollern
Herr Burggraf Friederich.
„Wenn Gott mir Gnade schenket,
der, den Zhr sucht, bin ich."
\2. Wie stand er vor dem Kaiser,
stolz in bescheidner Kraft, —
sein Leib so schlank gewachsen
wie einer Lanze Schaft.
s3. Sein Auge blau und leuchtend,
ein wandelloser Stern, —
als wie von Gott gezeichnet
zum Fürsten und zum Herrn.
JK Ihn schmückte nicht der Kurhut
und nicht der Hermelin,
sein Kleid, das war der ganzer,
das Schwert umklirrte ihn.
s5. Doch wie er stand im Kreise
der Fürsten hoch und reich,
sein Haupt wuchs über alle,
kein einz'ger war ihm gleich.
s6. Nnd staunend sah der Kaiser
ihn lange an und sprach:
„Willst du des Lebens Freuden
tauschen für Ungemach?
s7. Wagst du es einzutreten,
ein einz'ger, für das Recht,
wo für das Unrecht streitet
ein tobendes Geschlecht?
s8. Willst du dein Leben wagen
allstündlich an den Tod,
nur um ein Bolk zu retten
aus seiner tiefen Not?"
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Kappey 11. Koch, Deursches Lesebuch für Mittelschulen. V.