Object: Die allgemeine Einleitung, die Pyrenäische Halbinsel, Frankreich, das Britische Reich, die Niederlande, die Schweiz und die Skandinavischen Reiche (Theil 1)

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11. Frankreich. 
Zeuge kennen, welche'von Indien und vielleicht t>on China aus, 
wo die Seidenraupe einheimisch ist, über Persien nach Europa 
kommen. Lange Zeit hindurch waren diese Stoffe so selten und 
kostbar, daß ein Pfund von ihnen einem Pfunde Gold gleichge¬ 
schätzt wurde. Erst unter dem Kaiser Juftinian, iin 6ten Jahr¬ 
hundert, ward die Zucht der Seidenraupen durch Mönche, wie 
man sagt, aus Indien nach Griechenland gebracht. Von da kam 
die Kenntniß des Seidenbaues im iluten Jahrhundert nach Sizilien 
und Neapel und breitete sich auch bald, wohl durch die Araber, in 
Spanien aus. In Frankreich wurden die ersten Versuche damit 
im 15ten Jahrhundert gemach: und im I. 1470 legte Ludwig XI. 
die erste Seidenmanufaktur zu Tours an, doch erst seit den Zeiten 
Heinrichs IV . im Anfang des 17ren Jahrhunderts haben die fran¬ 
zösischen Seidenfabriken angefangen bedeutend zu werden. 
Der Bergbau Frankreichs ist nicht bedeutend; zwar fehlt es 
nicht an Eisen, Blei und Kupfer, aber der Holzmangel legt der 
Gewinnung zu große Schwierigkeiten in den Weg. Seit kurzem 
hat man auch in den Gebirgen von Auvergne Zinn gefunden, ein 
sonst in Europa ziemlich seltenes Metall. An den Gränzen der Nie¬ 
derlande und im Departement der Loire findet man viele und schöne 
Steinkohlen. Unter den Feuersteinen, welche vorzüglich die Pro¬ 
vinzen Champagne, Picardie und Orleannois bedecken, findet man 
hin und wieder einige Arten, welche zu Flintensteinen bearbeitet 
werden können. Die Flintensteine werden aus freier Hand mit 
eisernen Werkzeugen zugehauen, und nur die große Uebung der Ar¬ 
beiter macht ihre Wohlfeilheit begreiflich; übrigens werden auch 
im Oestreichischen, in England und in Rußland Flintensteine ge¬ 
macht. - An Salz, besonders Quellsalz, hat Frankreich eher 
Mangel als Ueberfluß: man bedient sich daher gewöhnlich eines 
groben, zwar sehr scharfen, aber schmutzig grauen, unansehnlichen 
Seesalzcs. Mineralquellen, besonders heiße Schwefelwasser, sind 
häufig am Fuß der Pyrenäen, in den Cevennen und Vogesen, 
doch werden diese Badeörter weniger von Ausländern besucht als 
die deutschen. Der Ackerbau hat seit der Revolution durch Auf¬ 
hebung unzähliger Bedrückungen des Bauerstandes, durch Zer¬ 
splitterung der großen, schlecht benutzten Güter der Geistlichkeit 
und des Adels außerordentlich gewonnen und liefert in der Regel 
weit mehr Getreide als das Land bedarf; indeß steht er an Voll¬ 
kommenheit dem deutschen, besonders aber dem niederländischen 
noch unendlich nach. Ueberhaupt ist der Franzose größtenteils 
mehr zu der feinern Bearbeitung der rohen Stoffe, als zu der 
mühsamern und schwerern Arbeit des Ackerbaues geneigt. 
Frankreich leidet großen Mangel an bedeutenden Waldungen, 
die sich seit der Revolution, wo so viele große Güter als National - 
Eigenthum eingezogen und verkauft wurden, noch außerordentlich 
vermindert haben. Das Brennholz ist daher meistens sehr theuer,
	        
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