Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten in Elsaß-Lothringen

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geleitet hatte, übernahm er in Mülhausen im Auftrag einer Gesellschaft 
eine grossartige Kattundruckerei. Dabei machte er sich so verdient, dass 
er Teilhaber wurde und ihm der Fabrikant Schlumberger, der Haupt¬ 
beteiligte des Unternehmens, seine Tochter zur Gattin gab. Er nannte 
sich nun Köehlin-Schlumberger. Von dieser Zeit an beginnt seine rastlose 
Tätigkeit, die ihn zu einem der hervorragendsten Vertreter der elsäs- 
sischen Grossindustrie werden liess. Auch war er einer der Gründer der 
um die Förderung der Industrie, des Kunstgewerbes und des Arbeiter¬ 
wohls so hochverdienten industriellen Gesellschaft. 
Übrigens beschäftigten Köchlin die öffentlichen Angelegenheiten ebenso 
wie die eigenen. Fehlten die Mittel zur Herstellung eines wohltätigen und 
gemeinnützigen Werks, so ging er seinen Mitbürgern durch Zeichnung 
stets sehr erheblicher Beiträge voran. Es ist daher kein Wunder, daß ihn 
das Vertrauen seiner Mitbürger zu dem verantwortungsvollen Amte eines 
Stadtoberhaupts berief. Auch als Bürgermeister legte er glänzende Proben 
seiner uneigennützigen Tätigkeit und steten Fürsorge für das allgemeine 
Wohl ab. Zahlreiche öffentliche zweckdienliche Einrichtungen, wie die 
Wasserleitung, ferner Museen, Kirchen, öffentliche Gärten, Denkmäler, 
Volksbibliotheken, Gewerbe-, Spinn- und Webschulen, sowie höhere 
technische Anstalten entstanden in seiner Amtszeit. 
Trotz der vielseitigen Inanspruchnahme verdankt man Köchlin auch 
wichtige technische Erfindungen. Auf dem Gebiet des Maschinenwesens 
ist besonders ein Instrument zur Ermittelung der in den Ofen während 
des Brands eindringenden Luft auf ihn zurückzuführen, weiterhin eine 
neue Lehre über die Erbauung von Dampfschornsteinen und endlich eine 
solche über die Anwendung des Barometers, um die Dampfspannung in 
der Hochdruckmaschine zu messen. 
Wenn man bedenkt, daß Köchlin nebenbei auf dem Gebiete der 
Geologie ganz Hervorragendes geleistet hat, so kann man sich eine Vor¬ 
stellung davon machen, welche Summe von Arbeit das Leben dieses 
trefflichen Manns enthält. Der Tod ereilte den Unermüdlichen, als er 
gerade sein mit unendlichen Mühen und Schwierigkeiten geschaffenes 
großes Werk über die Geologie des Oberelsaß beendet hatte, im 
Jahre 1863. Nicht das Gewinnen des Gelds, sondern dessen edle Ver¬ 
wendung im Dienste des öffentlichen Wohls und des Vaterlands sind 
die Leitsterne dieses hochherzigen, arbeitsvollen Lebens gewesen. Ehre 
seinem Andenken ! w. Walter. 
106. Die industrielle Gesellschaft in Mülhausen. 
„Aus des Vereines edlem Streben 
erwuchs ein volles, reiches Leben." 
Unter den zahlreichen Vereinigungen unsres Lands, welche im Laufe des 
kürzlich verflossenen Jahrhunderts entstanden, nimmt die industrielle Gesell- 
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