Die Arbeitsteilung. 
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133. Die Arbeitsteilung. 
In Naumburg an der Saale kannte ich einen alten Bürstenmacher. 
Er hatte immer nur eine sehr kleine Buswahl Bürsten aus Lager, und die 
meisten Leute, wenn sie auch früher zu seiner Kundschaft gehört hatten, 
zagen ihm deshalb schon lange den in der Nähe belegenen reich ausge¬ 
statteten Laden einer gräßern Bürsten- und Kammsabrik vor. Ich aber 
blieb noch immer dem Blten treu und bin oftmals auch in seine Werkstatt, 
die er gleich hinter dem Verkaufsraum hatte, eingetreten. Er machte seine 
Bürsten von Bnsang bis Ende mit eigener Hand fertig. Vas rohe holz 
kaufte er im Walde, er zersägte, schnitt, hobelte und polierte die Stücke, 
bis die Bürstenform allmählich erkennbar wurde. Vas war die reine 
Tischlerarbeit. Dann stand er wieder tagelang an seiner Bohrmaschine, 
deren Bad er mit dem linken Fuß in Bewegung setzte, um die Löcher für 
die Borsten zu bohren — eine feine und mühsame Brbeit,- denn, wenn 
die Löcher nicht sauber aneinanderstehen, verliert die Bürste ihr Ansehen. 
Danach kam das Einsetzen der Borsten. Diese selbst kaufte er von den 
Bauern und Schlächtern als Rohware,- auch sie bedurften noch mancherlei 
Behandlung, ehe sie zum verbrauch fertig waren. 
Lines Tages hatte ich Gelegenheit, mir auch einmal die schon ge¬ 
nannte große Bürstenfabrik anzusehen. Der Geschüstsherr war zwar nicht 
zu Hause, aber der Werksührer hatte die Freundlichkeit, mir den Betrieb 
zu zeigen. Zuerst führte er mich in die Tischlerei, da wurde die ganze 
holzarbeit besorgt. Die Leute, die dort beschäftigt wurden, waren gelernte 
Tischler, die mit der Bearbeitung des Holzes gründlich vertraut waren, 
und die nun, nachdem sie sich jahrelang der Bürstensabrikation allein zu¬ 
gewandt hatten, einen ganz besondern Grad der Fertigkeit in diesem 
Brbeitszweige erreicht hatten. Bus der Tischlerei wanderte die Ware zur 
Bohrmaschine, die mit Dampf getrieben und immer von denselben Arbeitern 
bedient wurde. Buch diese Leute hatten eine unübertreffliche Sicherheit 
in ihrer Brbeit erreicht. — Danach wurde ich in einen großen Brbeits- 
raum geführt, in dem Frauen und Mädchen aus großen Hausen Borsten 
die feinen und groben, die weißen und schwarzen haare heraussuchten und 
die gleichartigen in Häuschen vor sich aus die Tische legten, von da 
wanderten sie weiter, um in andere noch genauere Unterabteilungen, im 
ganzen wohl 20 an der Zahl, zerlegt zu werden. Die letztere Brbeit 
wurde ebenfalls von weiblichen Brbeitern ausgeführt, denn besondere 
Kräfte gehören ja nicht dazu, wohl aber flinke Hände und scharfe Bugen, 
und die haben die Frauen. Der nächste Baum, in den ich geführt ward, 
war die eigentliche Bürstenbinderei,- hier wurden die Borsten eingesetzt. 
Bber auch hier machte nicht jeder Brbeiter alle vorkommenden Bürsten¬ 
sorten, sondern es waren Bbteilungen gebildet, für die groben, mittlern, 
seinen und feinsten Sorten, und jeder Bbteilung waren die dafür besonders 
geschickten Brbeiter zugewiesen. Diese blieben meistens dauernd in ihrer 
Bbteilung, und nur, wenn man merkte, daß ein Brbeiter an Geschicklich¬ 
keit gewann oder verlor, versetzte man ihn klug in eine andere. Bber 
auch in der Binderei wurden die meisten Bürsten noch nicht ganz fertig, 
ein großer Teil ging noch einmal zurück in die Tischlerei, wo man 
die Gberblätter aufleimte und verschraubte und die Politur vervoll¬ 
ständigte. 
Echürmann u. Windmöller, Lehr« u. Leseb. f. FortbildungS- u. Gewcrbesch. L 15
	        
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