Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Teil 3)

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nur „überkleistert" worden. — Dieser traf 1865 im Pyrenäenbade 
Biarritz mit Napoleon zusammen und verstand es in mehreren 
vertraulichen Gesprächen meisterhaft, sich dessen Neutralität zu 
sichern. Als dann vom Januar 1866 an die Stimmung zwischen 
Preußen und Österreich immer gereizter wurde, brachte er am 
8. April ein Bündnis mit Italien zustande. Es war ihm 
nämlich vor allem daran gelegen, unvorhergesehene Verwicklungen 
europäischer Mächte zu verhindern. Das Verhältnis zu ihnen 
zu klären, erschien ihm wichtiger als die Rücksicht ans die Volks¬ 
meinung in Deutschland. 
Am 1. Juni beantragte Österreich, die Regelung der Schleswig- 
holsteinschen Frage dem Bundestage zu überweisen. Da es sich 
damit über den Gasteiner Vertrag hinwegsetzte, ließ Preußen am 
7. Juni seine Truppen in Holstein einrücken, und gleichzeitig unter¬ 
breitete es (am 10. Juni) den Staaten den Entwurf einer Bundes¬ 
reform, nach dem Österreich und Luxemburg in einem neu zu 
bildenden deutschen Bunde auszuschließen seien. Österreich beklagte 
sich darüber beim Bunde und beantragte, daß die deutschen Staaten 
(gegen Preußen) mobil machen sollten. Als dem mit 9 gegen 6 
Stimmen zugestimmt wurde, erklärte Preußen, daß es den Bund 
als ausgelöst ansähe. So lag nun die Entscheidung bei den Waffen. 
Es war eine bitter ernste Lage. Die öffentliche Meinung in Deutsch¬ 
land war gegen den Krieg, die Königin und der preußische Kron¬ 
prinz ebenfalls. Von verschiedenen Seiten wurde die Entlassung 
Bismarcks gefordert, da sie das einzige Mittel fei, den Frieden zu 
erhalten. Es darf uns nicht wundernehmen, wenn es unter solchen 
Umständen auch dem Könige eine schwere Überwindung kostete, sich 
für den Bruderkrieg zu entscheiden. In tiefer Bewegung schrieb 
er daher am 16. Juni: „So sind denn die Würfel gefallen! Gotr 
allein kennt den Ausgang dieses Anfanges. Entweder wir siegen 
oder werden mit Ehren tragen, was der Himmel über Preußen 
beschließt." 
<1) Der deutsche Krieg. 
Am 15. Juni erging von Berlin aus an Hannover, 
Sachsen und Kurhessen die Anfrage, ob sie abrüsten und 
sich ^er öon Preußen geplanten Bundesreform anschließen wollten, 
wobei ihnen zustimmendenfalls Erhaltung ihrer staatlichen Selb¬ 
ständigkeit zugesichert wurde. Sie erklärten sich für Österreich. 
Infolgedessen besetzten preußische Truppen Kassel, Hannover und
	        
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