99
Lust und Liebe zum Dinge
Macht Mühe und Arbeit geringe.
Frisch und fröhlich zu seiner Zeit,
Fromm und treu in Ewigkeit.
Sorge für deinen Leib, doch nicht so, als wenn er
deine Seele wäre.
Thue, was des Lohnes werth ist, und begehre keinen.
Werde Niemandem etwas schuldig; doch sei zuvorkom¬
mend, als ob sie alle deine Gläubiger wären.
Mische dich nicht in fremde Dinge, aber die deinigen
thue mit Fleiß.
Wer will haben gute Ruh',
Der höre, seh' und schweig' dazu.
Gehorche der Obrigkeit und laß die Andern über sie
streiten.
Frage nicht, was Andre machen,
Acht auf deine eignen Sachen.
Gefundenes verhohlen,
Ist so gut, wie gestohlen.
Die wahre Tugend ist, daß Jeder jede Frist
Das tüchtig thut, wozu er taugt und tüchtig ist.
Es sagt ein altes Sprichwort: Selber essen macht
fett. Ich will noch ein paar hinzusetzen: Selber
Achtung geben macht verständig. Und selber
arbeiten macht reich. Wer nicht mit eignen Augen sieht,
sondern sich auf Andere verläßt, und wer nicht selber Hand
anlegt, wo es nöthig ist, sondern Andere thun läßt, was er
selber thun soll, der bringt's nicht weit, und mit dem Fett¬
werden hat es bald ein Ende.
Rom ist nicht an einem Tage erbaut worden.
Damit entschuldigen sich viele fahrlässige und träge Men-
7*