142
das Heer auf die Kniee zur Erde und lag im stillen Gebet
auf der Wahlstatt. In jeder deutschen Brust glühte Kampf¬
lust. Der Feldruf war: „Herr, erbarme dich unser!" Jetzt
rückten die Hunnen vor, und die Massen stießen aneinander.
Die Barbaren drangen mit der entsetzlichsten Wuth auf das
deutsche Heer ein. Der wüthendste und hartnäckigste Kampf
nahm seinen Anfang. Ein gräßliches Würgen währte 10
Stunden ununterbrochen fort. Heinrich fliegt durch die
Reihen, rufend: „Herr, erbarme dich unser!" Indeß be¬
ginnt das Mitteltreffen der Deutschen, von den ungeheuern
Schaaren der Feinde fast erdrückt, zu wanken. Umsonst
sprengt Heinrich in den Kampf, umsonst dringt er vorwärts,
umsonst beschwört er seine Krieger, zu stehen. Immer rück¬
wärts geht der mittlere Theil seines Heeres. Da gedenkt
Heinrich der versteckten Reiterei in den Vertiefungen. Ein
Ritter fliegt hin und bringt den Befehl zum Einhauen in
die linke Flanke und im Rücken der Feinde. Das entschei¬
det. Die Reiterei bricht unwiderstehlich ein und trennt die
Schlachtordnung der Hunnen. Die Mittelschlacht rückt wie¬
der vorwärts und wirft ganze Reihen der Barbaren nieder.
Es war ein gräßliches Morden. Roch ehe die Sonne zum
Untergänge sich neigte, erscholl im Heere der Gesang: „Herr
Gott, dich loben wir." Mehr als 40,000 Ungarn bedeckten
das Schlachtfeld, und 50,000 Gefangene erwarteten von
den Deutschen ihre Vergeltung. Dem Barbarenfürsten selbst
wurde der Kopf gespalten. Sein Fall verbreitete Todes¬
furcht unter seine Horden, und in der größten Verwirrung
ergriffen sie die Flucht über die Elster nach Halle und nach
Bernburg. Von 3000 Reitern verfolgt, wurden die meisten
noch auf der Flucht niedergehauen und der Ueberrest in die
Saale gejagt und ersäuft. Das ganze Lager der Ungarn
wurde erbeutet. Den Gefangenen wurden Hände und Füße
abgehauen, vielen die Rase abgeschnitten und diese ihrm
Landsleuten mit den Worten zugeschickt: „Das sei der
Tribut, den sie von den Deutschen zu empfangen hätten."
Auch wurden viele als Sclaven unter die Mtterschast
vertheilt. Das verbündete deutsche Heer verlor an Todten
und Verwundeten etwas über 18,000 Mann. Zum glor¬
reichen Ausgange der Schlacht hatten, nach dem Zeugniß
der ältesten Geschichtsschreiber, die Thüringer und Sach¬
sen durch ihre außerordentliche Tapferkeit das Meiste bei¬
getragen.