143
Dieß ist die Ungarnschlacht bei Merseburg; sie dauerte
von Morgens 5 Uhr bis gegen Sonnenuntergang und fällt
in die Fastenzeit des Jahres 933. Deutschland war gerettet.
Mit dieser schrecklichen Niederlage verloren die Ungarn auf
lange Zeit die Lust, wieder zu kommen und unser Vater¬
land zu beunruhigen. Heinrich ließ seine gefallenen Helden
bei Keuschberg begraben und auf der Stelle, aus Dankbar¬
keit gegen Gott, eine Kirche erbauen, in welcher noch bis
diesen Tag, zum Andenken dieses herrlichen Sieges, die
Geschichte dieser Schlacht jährlich am Kirchweihfeste von der
Kanzel herab vorgelesen wird.
71. Barbarossa.
Der alte Barbarossa,
Der Kaiser Friederich,
Im unterird’schen Schlosse
Hält er verzaubert sich.
Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt;
Er hat im Schloss verborgen
Zum Schlaf sich hingesetzt.
Er hat hinabgenommen
Des Reiches Herrlichkeit,
Und wird einst wiederkommen
Mit ihr zu seiner Zeit.
Der Stuhl ist elfenbeinern,
Darauf der Kaiser sitzt;
Der Tisch ist marmelsteinern,
Worauf sein Haupt er stützt.
Sein Bart ist nicht von Flachse,
Er ist von Feuersglut,
Ist durch den Tisch gewachsen,
Worauf sein Kinn ausruht.
Er nickt als wie im Traume,
Sein Aug’ halb offen zwinkt;
Und nach so langem Raume
Er einem Knaben winkt.
Er spricht im Schlaf zum Knaben:
Geh’ hin vor’s Schloss, o Zwerg,
Und sieh’, ob noch die Raben
Herfliegen um den Berg.